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16.09.03

Hamburg, mein Zimmer

Mehr als ein dreiviertel Jahr ist vergangen seitdem die Gary Band das letzte Mal gespielt, geschweige denn geprobt hat. Robert spielt viel Theater, im Januar z.B. wieder im Hamburger Schauspielhaus als Romeo. Rasmus studiert und hat eine neue, gute Punkband ins Leben gerufen. Ich werde im nächsten Jahr mein Studium beenden und feile mit drei anderen Herren in der aparten Atmosphäre des Kettcar/ Tomte Proberaums an neuen Songs für eine neue Band.

Im Oktober  wird es ein Lebenszeichen gegeben haben, das Peter Liman (aka Jarvis Popperklopper) und ich unter dem Namen Gary für das Subterfuge Jubiläums Album Fabulous Friends (kommt auf Supermodern raus) aufgenommen haben. Eine tschechische Kinderliedversion des Subterfuge Klassikers Distance.

In Erinnerung an die guten, alten Zeiten auf der Autobahn zur Hölle  kommt jetzt und hier endlich das Tourtagebuch des Jahres 2002.  Ein dicker Kuss an alle Wegbegleiter und Freunde. Dankeschön und kommt immer gut nach Hause (alte Rockmusikanten - Weisheit)!

Liebe Grüße,

Kai

 

19.03.02

Hamburg, Golden Pudel Club,

Das erste Konzert? Nee, weil niemand bis auf ein paar Freunde Bescheid weiß. Öffentliche Probe und Open Stage. Rasmus fliegt das Schlagzeug von der kleinen

Bühne und Robert reißen bei jedem Stück mindestens drei Seiten. Und das fast nüchtern! What a shame for the Garyband und doch gut so, weil morgen nicht mehr als das schief gehen kann. Trotzdem scheinen Einige, voran der Direktor der Hamburger Zirkusschule Herr Bernd B. es echt gut zu finden. Die Jungs von Marr hängen in einer schummrigen Ecke und machen Witze auf unsere Kosten. Ich versuche kurz aufzuschnappen was sie sagen, was zu noch größerer Verunsicherung führt. Eine spätere Blues Jam Session mit Bernd scheitert im Ansatz. Der Abend endet früh und verzweifelt in unseren Betten. Robert träumt von Norberts Debreziner Wurst.

 

20.03.02

Köln, Gebäude 9 plus Erdbeertörtchen plus Olli Schulz

Hamburg, Talstraße. Es geht los! Wie eine Drückerkolonne sitzen wir in unserem leicht unkomfortablen Volkswagen Standard Bandvehikel. Unser Fahrer und späterer Dissident Stefan Fuegenschuh, Tourbegleiter und ständiger Conferencier der Tour Olli Schulz mit Gitarrist Max, unser Freund, Manager (und nicht zu vergessen Träger einer Paul Weller Handtasche) Thomas Köster, die Garyband und Anna Merchandise Goetz. Heute Abend der offizielle Tourauftakt im Gebäude 9  zu Köln. Superpraktisch am nächsten Tag wieder nach Hamburg zu fahren! Doch was solls, wir bleiben wieder nüchtern wie nie. Drei Wochen fast jeden Tag im Proberaum geackert bis in die Nacht*, Plattenfirmenfuzzis und Medienmogule spitzen heute Abend Ohren, Stifte und die ein oder andere Pistole. Ich gebe Jessica, die zufällig vorbei kommt  noch einen Abschiedskuss. Leider hab ich sie danach nie wieder gesehen. Die kongenialen Erdbeertörtchen aus Siegen eröffnen das Konzert und eine überdimensionale Flasche von etwas, was in meinem Heimatdorf zu Polterabenden getrunken wird macht die Runde. Das Gebäude füllt sich langsam. Schätze mal 160 Leute sind da.

Olli Schulz und ein kleiner Hase betreten die Bühne. Der Hase ist Max und begleitet Olli mit wunderschönen Melodien. Auch ein Gitarrensolo darf der Hase spielen! Ich höre Ollis Songs heute zum ersten Mal. Kurz vorher ruft Olli noch in den Backstagespiegel Hey Köln, seid Ihr gut drauf? Nach Ollis Show sind sie es alle!

Wir sind dran und es läuft gut! Fast zu gut. Hey, die können ja spielen! sagt später unser damaliger, inzwischen gefeuerter Oberplattenboss Kurt T. Nach der Show liegen wir uns in den Armen und sind überglücklich. Zwei Zugaben und ein sozialkritisch zerstörtes Schlagzeug. Die so genannte Siegener Saufarmee von Erdbeertörtchen begleitet uns noch durch die Kölner Nacht. Keine Ahnung mehr wohin. Die Garyband torkelt ins Bett.

*das stimmt wirklich!

 

21.03.03

Hamburg,Tanzhalle, plus die Grätenkinder plus Olli Schulz

Hamburg, die Tanzhalle ist sehr voll heute. Der Veranstalter bekommt Anrufe von besorgten Eltern, die ihre Kinder um 22 Uhr abholen müssen. Oh mein Gott ist es wirklich so schlimm? Konsequent fangen wir um halb elf an. Irgendwie dauert das Set nur fünf Minuten, Zumindest kommt es mir so vor. Wir sind besser als in Köln, und daß wo ganz Hamburg da ist und wir vor Aufregung vorher fast platzen. Das Set der Grätenkinder aus Braunschweig ist ebenfalls mächtig gewaltig. Tighter Orgelpunk!

Später noch bei des Grafen Geburtstag und dann mit Robert im Kir. Ich lasse im Taxi mein Handy liegen. Doof, wenn man drei Wochen auf Tour ist. Kein Kontakt zur Außenwelt. Doof, wie verletzbar das macht. Und doch gut. Keine Gelegenheit der Ex-Freundin blöde SMS zu schicken. Keine Wie geht es Dir? Mir gehts großartig- Flachheiten zu streuen bedeutet ja das vollkommene Desinteresse. Keine Schmerzen verschicken und auch keine bekommen. Das heilt.

Um sieben Uhr morgens pennen wir ein. Davor Filmriß und später zum Arzt. Peinlich? Ja sehr! 

 

22.03.2002

Berlin, Knaak, plus Olli Schulz

Das Knaak ist ein häßlicher 80er Jahre Schuppen bei dem ich schon wieder nicht rauskriege wer eigentlich der Veranstalter ist. Irgendwie als wenn man Geburtstag hat und niemand auf einen wartet wenn man die Treppe runter ins Wohnzimmer geht. Man kriegt zwar eine Torte doch ist alleine da wenns ums Auspusten geht.

Vor ein paar Monaten war ich mit kettcar und blobkanal schon mal da. Schwierige Berliner, die sich wie Zoobesucher verhalten. Aber Berliner Bands ergeht es umgekehrt in HH ja noch erbärmlicher. Da kommen dann mal ganze 12 zu Virginia Jetzt! ins Marx (noch erbärmlicherer 80er Schuppen in HH). Bei uns kamen immerhin 120 oder so. Rasmus und ich stehen am Eingang und beschweren uns mit einigen Gästen über die horrenden Eintrittspreise von 12.- Euro.

Olli Schulz und sein Hase leisten dann quasi Fabrikarbeit um die Berliner ein bißchen aufzutauen. Rasmus springt später irgendwann von seinem Schlagzeug auf, geht mit dem Mikro durchs Publikum und erkundigt sich bei jedem in den ersten Reihen nach seinem Befinden und warum, ja warum alle so zurückhaltend sind.

Später dann Aufklärung durch einen bekannten Berliner Musikus:

Nach unserem Set kommt der Hielscher an und sagt: Jungs ihr müßt noch ganz viel proben! Später im Privat Club (oder war es der Rote Salon?) revangiere ich mich und nerve ihn als er mit seiner (inzwischen Ex-) Freundin ein ernsthaftes Gespräch führen will. Ich versuche irgendwas Fieses wie Ihr Berliner seid doch alles blöde Mucker! Leider merkt man mir meine enorm große Trunkenheit an und ich werde weggeschickt. Ich penne bei meinem Kumpel Frega und bin froh irgendwann am nächsten Tag weg aus Berlin zu sein.

 

24.03.2002

Münster, Gleis 22, plus  Mangelware, plus Olli Schulz

Der Tag beginnt mit einem Schock. Unser Fahrer hat anscheinend ein lukrativeres (!) Jobangebot bekommen, hielt es aber anscheinend für unnötig uns einzuweihen. Wir warten also bis Stefan wach wird. Er sagt: Jungs ich glaube ihr müßt los! Anschließende Terrorfahrt durch Berlin, wir holen Julia ab, sind sehr wütend auf Herrn Fuegenschuh und heizen rüber nach Münster. Sind ja nur sechs Stunden Fahrt. Ollis erster Tag als neuer Lenker. Julia und ich sterben beim ein oder andren Überholmanöver doch Olli beruhigt sich langsam und lenkt immer öfter ein (Kalauer). Wir kommen total pünktlich an. Wieder Teenies vor der Tür. Vorband heute die Bad Bentheimer Combo Mangelware mit einer Jurastudentin am Gesang. Bei unserem Konzert dann ein Haufen Dorfpunks am Pogen. Wir so Hey könnt Ihr bitte auf die Anderen Rücksicht nehmen? Die so: Ihr scheiß Kommerzpunks! Irgendwie haben die Jungs Recht und tun mir später leid

Nach dem Konzert dann noch so ein Typ, der unbedingt mit ins Hotel will und unseren Bus mit unreifen (!) Äpfeln bewirft, als wir ihn stehen lassen. Trotzdem ein Superladen das Gleis

Birgit eine alte Bekannte kommt noch mit ins Hotel. Bernd aka der Schöne Dienstag kommt auch mit. Sämtliche Minibars müssen dran glauben. Gezeichnet von extremer Müdigkeit fallen wir nach ein paar Stunden todmüde um.

 

26.03.2002

Ahrweiler, Hütte in den Weinbergen plus Damage in your brain, plus Olli Schulz

Juchu, die Gary Band spielt auf einer Abiparty! Sowas bedeutet man macht Musik für Leute, die sich irgendwas hinten auf ihre Autoscheibe schreiben oder kleben um sich in den  anonymen Wirren des Straßenverkehrs als besonders intellektuell zu outen. Leute, die Dich also gerade noch leicht überheblich an der roten Ampel ansehen, ein paar Minuten später allerdings zu Fruchtwein und Aldisekt vertilgenden Monstern werden. Wie auch immer. Es ist schweinekalt hier mitten in der rheinischen Idylle. Irgendwo hier muss auch Adenauer geboren sein. Auch kein wärmender Gedanke.  Vorband heute die lokalen Damage in your brain! Leute, die sich ihren Dorffrust mit Covern von Slime und Clash runterspülen, was ja sehr o.k ist. Der Sänger, so klärt sich später in einer netten Billardkneipe, ist Bezirksleiter der Allianz Versicherung. Das raube ihm natürlich jedwede coole Credibility, erklärt mir der Gitarrist. Ich sag  er solle das tolerieren und erzähle ihm was Peter Hein die letzten Jahre so gemacht hat (was ich natürlich selber gerade erst gelesen hatte).  Auch Olli und Max sind irritiert und brechen ihr Set nach drei Songs ab, weil die anwesende  Gymnasiasten-Elite-Jugend sich, -schön niveauvoll- über ihre Notendurchschnitte unterhalten wollte. Trotzdem oder gerade deswegen: Danke an Julia und Konsortium!

 

28.03.2002

Traunstein, Festung, plus Olli Schulz

Udo, Lisa und die Hofers, der Chiemsee, die Alpen. Ich schreibe ein Lied! Wenn ich eines Tages nach Bayern ziehen muß, dann nur hierhin. Zwei Tage Urlaub in den Bergen. Robert und Heidi gehen mit Udo, dem Clubbesitzer Skifahren. Rasmus, Lisa ihr Hund Wally (die wir nach dem Konzert am Vorabend kennenlernen s.u.) und ich machen eine Wanderung durch die Berge. Kommen schließlich auf einer Almwirtschaft an und stellen fest, daß sämtliche Hamburg Depression* von uns abfällt. Cause everyone goes where the sunlight hits the snow!

Auf dem Küchentelefon der Festung ruft mich Anna aus Hamburg an, die hier ihre Plattenauflegekarriere begonnen hat. Zusammen mit jemanden namens Helli, der sich inzwischen DJ Hell nennt...

Nach dem Konzert gehen wir noch in die Gartenhütte der Hofers auf ein paar Weißbier. Die Hofers besitzen die beste Plattensammlung mindestens südlich des Mains .Wir hören bis spät in die Nacht Spain und Sophia. Rasmus und ich dürfen im Gästekeller schlafen. Leider kommt morgens um halb acht Lisas sechsjähriger Brüder rein um sich in voller Lautstärke Taxi, Taxi, eine französische Komödie anzusehen. Nach neunzig Minuten ist endlich wieder Ruhe. Leider nur kurz. Fünf Minuten später kommt Lisas neunjähriger Bruder und sieht sich alles noch mal an. Als er mitbekommt, daß Rasmus und ich gestern in der Festung Musik gemacht haben, erlischt sein Interesse für den Film sehr schnell. Schließlich ist er auch Trommler und der größte neunjährige Ärzte Fan Bayerns(zu Ostern krieg ich die Ab 18!). Mit einer großen Taschenlampe  versucht er Rasmus aus dem Schlaf zu blenden. Inzwischen, es muß so kurz nach neun sein, ist hier im Keller richtig Remmidemmi. Lisas Schwester hat mit ihren zwei Freundinnen den Computer in Beschlag genommen und spielen irgendein Ballerspiel, der Fernseher spielt mit vollem Alarm Taxi, Taxi, Rasmus wacht fluchend auf. Herr Hofer betritt den Keller und rettet uns mit einer Einladung zum Frühstück.

Doch die Kette geradezu wundersamer Ereignisse reist nicht ab: Herr und Frau Hofer haben sich vor geraumer Zeit in meinen Heimatkaff Lachendorf das Ja-Wort gegeben. Traunstein rückt damit so dicht an mein Herz wie die Car button cloth Platte von den Lemonheads.

*in Hamburg bekannte Form von Weltschmerz. Zum Teil alkoholisch bedingt.

 

30.03.2002

München, Orangehouse plus Union Youth,plus Olli Schulz

Die Jonas Band heißt jetzt Union Youth und will  statt zu Fred Durst lieber zu Ole Kirchhoff. Eine sehr gute Wahl.  Ich habe zwar ein wenig Angst vor den Fans der Jungs, die sich so Oi-skin - mäßig mit nacktem Oberkörper vor der Bühne rumschubsen, doch vor manchen unserer ähhm Anhänger hab ich halt aus anderen Gründen Angst.

Das House ist gut gefüllt. Die Leute sehen sexy (Formulierung geklaut aus dem Samba Tourtagebuch) aus und wir spielen zwei Zugaben.

 

01.04.2002

Frankfurt, Cookys plus Erdbeertörtchen, plus Olli Schulz

Das Cookys ist ein ziemlich schlimmer 80er Koksschuppen. Doch der Laden hat Tradition blablabla. Evan Dando und Prince spielten schon auf dieser voll verspiegelten Bühne auf der quasi nur die Stange fehlt zum Glück. Erdbeertörtchen wirken hier dann erst mal auch ziemlich deplatziert. Die Jungs trinken nun mal keinen Sekt während ihrer Konzerte sondern Schnaps.

Am nächsten Tag besuchen wir noch die Jungs von Porous und The Electric Club auf ihrem Konzert unter der Batschkapp. Selten super der elektrische Klub! Fast so gut wie der Teenager Fanklub.

 

05.04.2002

Langenfeld, Schaustall plus Team Telekom, plus Olli Schulz

Wir werden gefilmt, weil die Online Abteilung unserer Plattenfirma auch mal was zu tun haben will. Deshalb reisen die T-Onliner mit drei LKWs voller Maschinen und unfassbar viel  technischem Schnickschnack an. Eine ältere Dame mit der Ausstrahlung einer netten Realschullehrerin interviewt uns vor dem Konzert. Sage und schreibe drei Kameras stehen irgendwo rum Irgendwie alles wie bei TKKG hier in Langenfeld. Erinnert mich an die Folge Abenteuer im Ferienlager, falls das einer kennt. Das Hotel erweist sich als äußerst nett. Wir frühstücken im Familienwohnzimmer. Oma und Opa gucken uns von der Wand aus zu. Schönes Foto zur Goldenen Hochzeit von den beiden.

 

06.04.2002

Siegen, VEB plus Tchi, plus Olli Schulz

Superladen das VEB. Wir verkaufen das erste Mal einen Laden restlos aus. Tchi sind auch super. Schließlich ist auch Heine von den Grätenkindern dabei! Erdbeertörtchen erweisen sich hier als professionelle und immer wieder trinkfeste Veranstalter. Nebenbei klaue ich den Celentano Film Bingo Bongo, der irgendwo Backstage rumliegt. Celentano spielt darin einen in Afrika gefundenen Affenmenschen, der sich in seine Psychologin, brillant besetzt mit Ornela Muti, verliebt.

 

30.04.2002

Hamburg,Tanzhalle Klinikcomic Release Party mit Parole Trixi, Marr, blobkanal u.a

Filmriß, ich weiß nur noch daß ich den blobkanal als nä, wir sind nich blobkanal, wir sind der bitchclub angekündigt habe und dass meine leih-Gitarre so ein Gummi-Stretch Gurt hatte, den wahrscheinlich auch Bunji Springer oder Gummitwister benutzten

 

01.05.2002

Hamburg, Schlachthof vor Biffy Clyro

Weil die Sportfreunde heute vor ausverkauftem Haus in der Markthalle spielen, verpassen leider viele potenzielle Interessenten die sehr guten Biffy Clyros. Wir fangen sehr früh an und rumpeln so drauf los. Irgendwie sind wir heute ausnahmsweise wirklich mal lustig, so dass die Lacher vor den Liedern lauter sind als der Applaus danach.

 

04.05.2002

Xanten, Exit plus Hausverbot

Das wohl abenteuerlichste Konzert der Gary Band. Eine kleine lustige Punkband, mit gewagten Green Day Interpretationen  spielt vorweg. Der Bassist ist 12 oder so glaub ich.

Nach dem Konzert ist New Metal Disko und ein Xantener New Metaller beschimpft mich. Weil ich angetrunken bin und  nicht merke, dass der Typ viele Muskeln hat und auch sonst sehr stark aussieht, lasse ich mich zu einer beinahe Schlägerei hinreißen. Olli Schulz und ein paar Einheimische (Ey, pass auf der Typ schlägt auch manchmal seine Freundin)bewahren mich allerdings davor.

Später fliegen wir aus dem Xantener Sport Hotel, weil wir Bier dabei haben und uns mit den anderen Gästen im Foyer anlegen. Auch hier kommt es leider zu ausfallenden Szenen ( Na dann komm doch!). Kais Ausspruch: Nee, mit so Leuten möchte ich nicht unter einem Dach schlafen, sorgt dann für den endgültigen Rauswurf.

Eine Stunde später finden wir irgendwo auf der Autobahn ein Hotel. Erik Langer ist vom Erlebten begeistert und fährt uns am nächsten Tag sicher nach hause.

 

18.05.2002

Bielefeld plus Preston School of Industrie & Cooper Temple Clause

Spiral Stairs neue Band ist super. Ich lasse mir vom Schlagzeuger Jim, der neben Preston School auch noch bei den San Franciscoern Oranger spielt alle T-Shirts der Band schenken und ziehe alle übereinander an, weil ich Angst habe, dass Rasmus sie mir im Schlaf klaut. Peter Liman, zukünftiger Bassist der Gary Band ist mitgefahren. Er und ich ziehen noch durch irgendwelche Bielefelder Clubs und lassen uns von einer selbständigen Textilkauffrau in einem sehr kleinen Auto nach hause fahren.

 

06.09.2002

Köln, vor Guided By Voices

Thanks to Gary they are great kids! Hey, great backing vocals son!, sagt Rob Pollard.

Wir spielen heute auf Wunsch von Guided by Voices. Mehr brauche ich nicht zu sagen tu es aber doch. Olli, Caro und Thomas sind mitgekommen. Ich treffe Charlotte und wie immer trete ich solange in Fettnäpfchen bis sie flüchtet. Auch meine Freundin Elke will mich nicht mit großer Geste umarmen. Ich überlege woran dass liegt und stelle fest, dass ich vor lauter Trunkenheit schiele und kaum noch stehen kann. Denke länger nach und merke, dass ich mich ja schon vor dem Konzert hemmungslos nervös betrunken hatte und dass die Herren von GBV das Hochprozentige wohl besser vertragen.

 

11.10. 2002

Giessen, Muk mit den Grätenkindern

Das erste Konzert der zweiten Tour! Wir sind zehn Stunden zu früh da und warten endlose Stunden auf die Grätenkinder, die Tempo 80 reisen, weil sie mit ihrem alten Auto einen kleinen blauen Anhänger ziehen müssen. Leider überbrücken wir die Zeit nicht damit uns das bestimmt sehr schöne Giessen anzusehen, sondern naschen unvernünftig am Kühlschrank. Es wird dunkel und wir müssen spielen. Ein paar lustige Kleinstadtpunkerinnen tanzen wild. Abenteuerlich auch das Ausladen über die 90 Grad Steigung Feuerschutztreppe. Ein Stück Punkerdamenunterwäsche fliegt auf die Bühne und ekelt die nächsten drei Wochen immer irgendwo im Bus rum.

 

12.10.2002

Dresden, Scheune mit den Grätenkindern

Dresden ist ein sehr schöner Ort. Leider ist die Stadt zunehmend verBRDsiert. Einkaufspassage mit den immer gleichen Läden und so.

Die Dresdener Neustadt hat es noch nicht so übel erwischt. Grätenkinder und Gary Band geraten dort in tolle Studentendiscos mit getrenntem Soul und Rockbereichen, fallen später in eine Kneipe mit DJ, der die Posies und Pavement abwechselt spielt.

Wir sind wohl sehr laut und leider ist der Besitzer auch nicht so angetan von unseren Versuchen uns möglichst dramatisch von den lokalen Barhockern fallen zu lassen. Bevor er ganz böse wird gehen wir lieber.

Sehr hervorzuheben: Der indische Koch des der Scheune angeschlossenen Restaurantbetriebs, der uns die Zeit vorm Soundcheck mit vegetarischen Kokosköstlichkeiten  versüßt. Hierbei kommt mir auch das erste Mal der Gedanke, dass Rasmus, anstatt  sich permanent über sein Studium zu beschweren, doch lieber Koch werden sollte. Ein Beruf bei dem sich handwerkliche Geschicklichkeit mit einer gewissen intellektuellen Spiritualität paart. An dieser Stelle fragen Sie bitte Rasmus unter unserer Mailadresse nach seinem vorzüglichen Rezept für Kartoffelsuppe.

 

13.10.2002

Berlin, Magnet mit den Grätenkindern

Wir kommen an und stellen fest, dass der Eintrittspreis bei 13 Euro liegt. Ein Streit mit der Veranstalterin ist da vorprogrammiert. Es ist Sonntag, es regnet und wer will da bitte schön für uns Dilettanten so viel Geld ausgeben?  Die Gästeliste wird also bis ins Mark ausgereizt. Inzwischen haben wir uns auch wieder mit der inzwischen wieder sehr netten Veranstalterin vertragen. Ihr seid ja besser geworden, lobt uns der Herr Kemper. Ich lerne endlich Ju vom Pittiplatsch Fanzine kennen und trete erneut in zwischenmenschliche Fettnäpfe, die sich später zum Glück ins Gute wenden!

Ein paar recht gut aufgelegte Spanier bitten uns um ein Heros del Silencio Cover. Ein Wunsch dem wir leider nicht nachkommen können.

 

14.10.2002

Hamburg, Tanzhalle mit den Grätenkindern und einer Band die ich vergessen habe

Rasmus hat mal wieder irgendwas an seinem Schlagzeug kaputt getrommelt und setzt irgendwann bei Monday Tuesday aus. Robert und ich sehen uns an und dehnen die zweite Strophe auf 15 Minuten aus. Robert improvisiert gekonnt und kickt das Publikum mit seinen flowischen Rhymes derbe in Grund und Boden. Das war wirklich kein schlechter Hiphop.

 

15.10.2002

Braunschweig, B58 mit den Grätenkindern

Wir kommen an und stellen fest, dass im Raum neben dem Klub gerade das Mutter-Kind Turnen beendet wird. Sehr schön so was. So haben wir beim Soundcheck vor einer Gruppe Fünfjähriger dann endlich mal ein RICHTIG junges Publikum, das allerdings nach ein paar Minuten Lärm schnell von den zuständigen Müttern verhaftet wird. In den etwas höheren Altersstufen, die dann am Abend in Form von  200 Leuten erscheinen bleibt derlei Kidnapping aus. 

 

16.10.2002

Detmold, mit den Grätenkindern

Das letzte Konzert mit den Grätenkindern. Ich ärgere mich schon heute, dass ich morgen mit zwei Bands spielen muss. Die Damen und Herren sind einfach so liebenswürdig! Seit langer Zeit stehen mal wieder crazy Teens vorm Klub und behaupten dreist, sie wären schon seit Schulschluß am Warten.

Später taucht als Überraschungsgast mein Lieblingsonkel Erwin auf, der hier in der Gegend wohnt und am nächsten Tag Geburtstag hat. Eine sehr große Ehre, dass er mich besucht und unseren Lärm erträgt  wie ich finde.

200 Detmolder sind da. Unter anderem wohl die ganze achte Klassenstufe. Trotz oder gerade deswegen geht es ziemlich ab vor der Bühne.

 

17.10.2002

Weinheim, Cafe Central mit blobkanal

Heute das erste Konzert, bei denen ich in zwei Musikgruppen spiele. Rückblickend kann ich sagen: Nie wieder das! Gary wird mal wieder als Crazy Robert feat. Band angekündigt, was für Verstimmungen mit dem Veranstalter sorgt. Da ich mal in Heidelberg studiert habe, sind ein paar alte Freunde und Bekannte hier. Auch Schüler von Frau Blume, einer Weinheimer Grundschullehrerin, bei der ich vor Jahren hospitierte, sind da! Ein diesbezüglich doofer Spruch von mir wird leider als Publikumsbeschimpfung interpretiert und beschert uns weniger Sympathien bei den jüngeren Gästen.

 

18.10.2002

München, Atomic Cafe mit blobkanal

Das Atomic Cafe ist eine angenehme Diskothek im früh-siebziger Horst Tappert/ Fritz Wepper Style und darüber hinaus DER Laden um dort an einem Wochenende mit seinen beiden Indiebands zu musizieren. Herr Liebscher legt Platten auf und der lokale Mischer Alaska entpuppt sich als kompetent, sympathischer Lieblingsmünchner. Eigentlich wohnt er aber in Augsburg, erzählt er später. Aufgrund der im Anschluß stattfindenden Disco müssen wir mit blobkanal schon um halb neun anfangen, was sehr schade ist, weil ja kein Mensch schon so früh auf Konzerte geht. So spielen wir mit blobkanal vor vielleicht dreißig Leuten. Weil ich mich aber so freue hier spielen zu dürfen macht das gar nichts.

Das Gary Konzert wird am heutigen Abend leider zum Halbfiasko, weil Robert starke Kreislaufprobleme hat. Nach gut der Hälfte wird ihm schwarz vor Augen und wir müssen abbrechen. Rasmus und ich versuchen die Zeit mit einer ziemlich vom Zaun gebrochenen Podiumsdiskussion über die Vor und Nachteile von kirchlichen Jugendgruppen zu überbrücken, scheitern aber am verständlichen Desinteresse des Publikums. Nach zwanzig Minuten Pause spielen wir noch einen Song. Dann aber Game Over für Robert, der schnell ins Hotel fährt.

Wir anderen feiern noch bis es hell wird und Marc nuckelt mir am Daumen als ich mich verabschieden will. Warum ich das hier schreibe? Hmm.

 

19.10.2002

A-Wien, B-72 mit blobkanal

Ha, das erste mal im Ausland! Eine Stunde vor Wien macht unser Bus komische Geräusche. Wir halten im strömenden Regen am Seitenstreifen und stellen fest, daß der hintere, linke Reifen nur noch ein ekeliger Haufen Gummi ist. Weil der Ersatzreifen irgendwo unter unsren Instrumenten begraben liegt, muß das ganze Equipment raus in den Regen. Nicht so toll so was. Olli wechselt in Rekordzeit mit bloßen Händen das Rad und katapultiert uns ins Wiener B-72. Blobkanal haben dann nach drei Songs erstmal mit einem Stromausfall zu kämpfen, weil Thomas sein Almdudler gekonnt über die Steckdose gekippt hat. Gary begeistern durch Roberts gekonnte austrophile Ansagen.

 

20.11.2002

Würzburg, Cafe Cairo mit blobkanal

Das erste Mal, dass es Spaß macht mit zwei Kapellen zu spielen. Das Cafe Kairo quillt über und das Publikum sieht an diesem Abend zwei wirklich gute Bands.

Was, Eigenlob stinkt?

 

21.10.2002

Frankfurt, Cookys mit blobkanal

Mal wieder im Cookys. Mal wieder kaum jemand da. Ein unangenehmer Typ, der hier als Kellner arbeitet, baggert permanent blobkanal - Babs und Merchandise - Anna an.

 

22.10.2002

Erlangen, E- Werk mit blobkanal

Ja hier in Franken! Wir spielen in einer riesengroßen Turnhalle vor ca. 50 Leuten. Leider sind die Scheinwerfer von so enormer Leistung, dass man außer gleißendem Licht absolut nichts sehen kann. Nach dem Konzert beschwert sich eine Dame, dass ich in ein Glass asche. Aus Rache schlafen wir heute zu zehnt in zwei Hotelzimmern und stehlen uns am nächsten morgen heimlich davon.

 

23.10.2002

Chemnitz, Atomino mit blobkanal

blobkanal mit ihrem besten Konzert der Tour. Gary tun sich da etwas schwerer, weil es die Chemnitzer Mod Elite  auf ihren schüchternen Sänger abgesehen hat. Hey, ihr macht ja Musik wie Blink!, sagen sie. Hey. Du hast nen super Musikgeschmack!, kontern wir etwas ungeschickt. Danach ist im Radio Moskauer Geiselnahme und die blobkanal Band setzt sich mit Olli Schulz und dem Robi in die Lobi des sehr angenehmen Hotels.

 

24.10.2002

Hannover,Gig Lounge mit blobkanal

Ich klaue mir Dennis Frank Worte und sage: Scheiß teurer Laden, zu wenig Werbung, zu wenig Gäste. Immerhin reisen die kompletten blobkanal Familien inklusiive Thomas Oma an. Das war auch das einzig schöne an diesem Abend.

 

25.10.2002

Kassel, K19 mit Samba und den Grätenkindern

Samba meine großen Helden! Meine Befürchtung reservierten Verhaltens ihrerseits bestätigt sich leider. Sind ja schon länger im Popgeschäft, das ihnen schon manchen Streich gespielt hat und sicher nicht so erpicht darauf mit uns Deppenkombo aufzutreten und dann auch als Vorband. Dies finde ich allerdings auch eine Frechheit des Veranstalters! Alle Versuche meinerseits dies vor Ort zu ändern scheitern leider.

Wegen Samba (175%), den Grätenkindern (124,5%) und uns (2,5 Promille) ist der Laden dann auch prächtig gefüllt.

Einige Fans meinen stagediven zu müssen. Na gut denken wir uns. Später in der Kassler Bar mutter stagediven wir dann zu denn zarten Klängen, die der Schlagzeuger der Bates als DJ produziert.

 

26.10.2002

Essen, KKC mit Samba

Schon wieder dürfen wir nicht als Vorband spielen. Dafür tauen die Samba Boys emotional enorm auf. Knut verrät mir intime Details zu seiner sehr geilen Frisur und ich gestehe ihnen meine Liebe. Samba spielen sich an diesem Abend in die Herzen der Essener und wir haben Mühe bei unserem letzten Abend dieser Tour nicht schlafend von der Bühne zu kippen.

 

14.12.2002

Leipzig, Werk 2 Verleihung des Goldenen Rüdigers von Ilses Erika

mit Tom Liwa & Barbara Morgenstern

Oh mein Gott . Wir spielen heute über das Equipment der lokalen Showband The golden Eagles. Das war keine gute Idee. Irgendwann betritt eine sehr fertige Dame das Podium und möchte singen. Wir lassen sie gewähren und es kommt zu einer 1a Rockröhren Improvisation a la female Rod Steward oder male Tina Turner oder andersrum. Leider vergessen wir unsere Instrumente nachzustimmen, hören tun wir sowieso nichts und so passiert leider  das unausweichliche: Ein komplettes Desaster! Verschämt betreten Peter Liman und ich später Ilses Erika. Ein furchtbarer Abend endet in einem der schönsten Clubs des Landes, obwohl Bohlen als Hörbuch auf dem Klo läuft. 

 

Kai Gabriel