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"Ich habe immer Musik geliebt, zu der du Geschirr spülen kannst. Oder deine Frau umarmen" Leonard
Cohen ______________________________________ Gary und die Zeitmaschine Interview: Carsten Wilhelm www.gaesteliste.de Eine
Band wie Gary hat es wirklich schwer. Einerseits musikalisch in einer Ecke, die heute __________________________________________________ Gary im Interview. Was bedeutet das? Mit Sicherheit
was auf die Ohren! Einzig ruhiges Mitglied der Truppe ist Kai, während Robert und Rasmus sich ständig eine Art Wortduell liefern.
Nicht ganz leicht dem Ganzen zu folgen- man weiß ja auch nie so genau wo bei dem ganzen Witz der Ernst ist, was wahr ist,
was, um die Geschichten interessanter zu gestalten, erfunden ist. Und das alles um 10:00 Uhr morgens kurz nach dem Aufstehen! Alternakid: Ihr habt ja letztes Jahr bei Rock im
Park gespielt und dass ohne ein Album am Start zu haben und ohne dass euch irgend jemand kannte. Robert: Das war auch total scheiße. Das hätten wir
nie im Leben machen sollen. Es hat auch überhaupt keinen Spaß gemacht. Alternakid: Ja, das wollte ich gerade fragen: rentiert
sich so ein Auftritt dann überhaupt? Rasmus: Nein, das war eine richtige Schnapsidee. Robert: Wir haben drauf gezahlt und haben uns geärgert.
Man denkt ja immer man würde bei so etwas eine Menge Geld verdienen, dabei bekommt man überhaupt kein Geld. Alternakid: Naja, Festivalauftritte werden in der
Regel immer schlecht bezahlt. Robert: Und Festivals sind in der Regel sowieso
eigentlich ziemlich doof. Rasmus: Also ich möchte alle Bands die dort gerne
gespielt hätten um Entschuldigung bitten, dass wir ihnen den Platz weggenommen haben. Robert: Nächstes Jahr machen wir das nicht mehr. Alternakid: Ihr ward damals im New Talent Forum? Rasmus: Ja, mit anderen Bands die wirklich Talent
haben. Tomte haben zum Beispiel damals gespielt. Robert: The Hives waren auch super. Alternakid: Aber ihr habt ja dann gleich anschließend
auch mit Vega 4 und Pelzig im Münchner Theatron gespielt. Robert: Das war schön, obwohl wir so zerschissen
waren, dass wir ein total konservatives Rockset abgelegt und nur so langweilig vor uns hingedudelt haben. Alternakid: Und was waren eure musikalischen Highlights
im Jahr 2001? Robert: Guided
by Voices. Rasmus: Die Built to Spill war zwar zum ersten Mal
nicht die beste Platte der Welt aber ein wirkliches Meisterwerk. Kai: Ja, und ich sag das jetzt mal leise, damit
die anderen beiden das nicht hören: die neue Eskobar Platte. Robert: Ich find die auch gut. Ah, jetzt weiß ich
meine Lieblingsplatte: "old ramon" von den Red House Painters. Alternakid: Und eure Meinung zu den viel gerühmten
Strokes? Robert: Super Platte. Also die wäre auf jeden Fall
in meinen Jahres Top 10 drinnen. Und Weezer, das grüne Album. Alternakid: Echt, fandest Du die so gut? Robert: Ja, ich bin ein die hard Weezer Fan. Die
können gar nichts schlechtes machen. Ich hab die Platte geliebt, den ganzen Sommer lang. Alternakid: Ich find die ab der Hälfte erst wirklich
gut. Robert: Bei mir war's immer ganz unterschiedlich.
Am Anfang fand ich die ersten drei ganz super. Mittlerweile hab ich mich darauf eingeschossen, dass "The Crab" mein Lieblingslied
ist. Alternakid: So, aber eure erste Single ist nun "December
Son" und die soll ja nun auch am 28.1.02 endlich erscheinen. Robert: Ja, wenn sie nicht noch mal um sechs Monate
verschoben wird. Die sollte ja eigentlich schon am 3. Dezember rauskommen aber irgendwie bilden sich hier alle ein, dass wir
Power Action Super Play auf MTV bekommen würden- was nie passiert. Aber wenn man es jetzt noch einmal verschiebt, dann brauchen
wir die Single gar nicht rausbringen. Rasmus: Eben, denn dann wird sie zu sehr im Kontext
mit dem Album gesehen und mit der Single hat die Platte eigentlich nicht so viel zu tun. Ich dachte eigentlich eher, dass
sie als für sich stehende Single im Dezember erscheint. Alternakid: Wäre ja auch passender gewesen.... Robert: Ja, sag das mal unserer Plattenfirma! Da
haben wir ja Diskussionen geführt wie die Blöden. Alternakid: Kurt Ebelhäuser hat das Album ja produziert,
aber ihr hattet ja auch für die Single jemanden, der auch schon die Smashing Pumpkins produziert hat. Robert: Nee, der hat die nicht produziert, sondern
war auf deren Tour der zweite Keyboarder und war ein totaler Vollidiot. Alternakid: Aber wie seid ihr in Kontakt getreten? Robert: Über unseren Verlagsheini, Daniel Lieberberg,
der hat auf der letzten Tour die Smashing Pumpkins begleitet und uns von ihm erzählt. Tja, und dann sind wir nach Amerika.
Da ich noch nie in Amerika war, fand ich's eigentlich ganz lustig. Aber es war ziemlich doof dort, da er immer nachts, wenn
wir geschlafen haben, unsere Instrumente neu eingespielt hat. Alternakid: Und wo genau war das Studio? Robert: Chicago. Rasmus: Aber das ist jetzt ein Jahr her und hat
mit dem Album gar nichts mehr zu tun. Abgefrühstückt, sozusagen. Wie ein gekochtes Ei das auf den Boden fällt und sich im
Teppich festtritt. Aber es geht aus der Bandgeschichte auch nicht weg. Denn so ein Ei hinterlässt ja auch Flecken. Aber zum
Glück liegt auf dem Tisch schon unser Album wie eine reich gedeckte Früchtetafel- oder wie heißt das? Alternakid: Obstschale??? Rasmus: Ja, genau. Deshalb haben wir auch die CD
gemacht, weil sie wie ein dicker, flauschiger Teppich ist, der die ganzen Flecken der Vergangenheit überdeckt. Alternakid: Rasmus, Du könntest prima beim Tele
Shopping Kanal arbeiten: reden ohne Punkt und Komma! Warum ist David Winter bei Gary ausgestiegen? Robert: Weil er nicht Bass spielen kann! Rasmus: Und auch nicht lernen wollte. Alternakid: Aber ihr anderen könnt alle eure Instrumente
spielen? Robert: Ja, geht so. Aber wir wissen zumindest halbwegs
was wir da machen. Kai kann ziemlich gut seine Instrumente spielen. Kai: Ja, weil ich vom Dorf komme und eine verzweifelte
Dorfjugend hatte. Alternakid: Wer von euch ist eigentlich auf diesen
bescheuerten Albumtitel gekommen??? Robert: Rasmus und ich. Alternakid: Wie betrunken wart ihr? Robert: Gar nicht, das war morgens. Ich glaube aber,
wir hatten schon geraucht. Rasmus: Nee, der Ben Adams hatte Wurst mitgebracht. Robert: Die war vielleicht ein bisschen schlecht... Rasmus: Also, wir haben gefrühstückt bei meiner
Mutter zu Hause, weil die gar nicht so weit vom Studio entfernt wohnte. Robert: Ich hatte eine Gehirnerschütterung... Rasmus: Ich habe sowieso einen Gehirnschaden. Schneid
das raus, das war nicht witzig! Ah, bin ich blöd. Alternakid: Du erinnerst mich irgendwie an einen
von Echt. Aber ich komme nicht drauf an wen. Rasmus: An Puffi? Alternakid: Ist das der mit den Haaren? Robert: Ja, hahaha, der mit den Haaren! Alternakid: Nee, ich glaube ich meine diesen kleinen
Keyboarder. Robert: Ah, das ist Gunnar. Rasmus: Dann möchte ich den gerne mal treffen. Robert: Der ist nett, wir haben schon mal zusammen
ein Bier getrunken. Rasmus: Das ist doch der von Rock im Park. Halt,
das war ja der Flo. Aber was ich sagen wollte: also, wir saßen da am Frühstückstisch und aßen Wurstbrote und dann habe ich
versucht, dem Ben Adams, der das Wort nicht kannte, zu erklären was ein Knauf ist. Und dann hab ich auch noch daran gedacht,
dass sein Vater aus England kommt und wollte versuchen, ihm die englische Vokabel für Knauf an den Kopf zu werfen, damit er
weiß, worum es geht. Das war dann halt der Cnorve. Wie sich später herausstellte stimmte das gar nicht. Robert: Es gibt nämlich gar kein englisches Wort
für Knauf. Alternakid: Ja, (lachend), also ich hab jetzt den
Zusammenhang auch nicht wirklich kapiert. Robert: Und "the cnorve machine" kommt daher, weil
wir gerade im Fernsehen eine dämliche Dokumentation über Fotokopiermaschinen gesehen haben und da wurde gesagt, dass es eine
unglaublich simple, geniale Idee ist. Wir haben sie bloß überhaupt nicht verstanden, diese simple, geniale Idee. Rasmus: Tja, und das haben wir dann verbunden, sozusagen
miteinander verwoben. Robert: Zwei Einflüsse unter einen Hut gebracht.
Vier Fliegen mit drei Klappen geschlagen. Rasmus: Richtig. Und dann auch noch Pflaumenmarmelade
oben drauf. Robert: Und eine Rose mit Basilikum. (lacht) Alternakid: Kai, Du bist ja auch Mitglied der Band
"Blobkanal". Wie verbindet man das? Wie bringt man die Zeit für beide Bands auf? Kai: Ich versuche das immer so zu timen, dass, wenn
Robert unterwegs ist, ich mit "Blobkanal" ins Studio gehe. Mein Job ist auch nicht so umfangreich, dass ich jeden Tag hingehen
müsste. Von daher schaffe ich das schon. Alternakid: Ihr ward mit Gary in Troisdorf im Studio.
Wie lange haben die Aufnahmen gedauert? Robert: Fünf Wochen. Rasmus: Eine körperlich sehr bemerkenswerte Erfahrung. Robert: Man kann nämlich in Troisdorf nicht duschen. Alternakid: Kurt Ebelhäuser hat ja auch überall
seine Finger im Spiel. Bei Readymade hat er ja auch "Get Away" produziert. Robert: Da hat er musikalische Beratung gemacht. Rasmus: Wie? Robert: Hat er doch erzählt. "Hey Jungs, das muss
mehr rocken"! Alternakid: Welche deutsche Band schätzt ihr am
meisten? Robert: Blackmail und Scumbucket. Alternakid: Naja.... (lache) Robert: Ketkar. Rasmus: Und Element Of Crime. Dort war ich auf dem
Konzert und sehr beeindruckt. Alternakid: Aprospos Konzert: im Februar/ März steht
ja eure Tour an. Ist das dann die erste richtige Tour? Robert: Ja, die Tour davor war ja eher eine Tortur. Alternakid: Habt ihr auch einen Support dabei? v Robert: Ja, Oliver Schulz. Das ist ein genialer
Singer/ Songwriter aus Hamburg- der deutsche Bob Dylan. Alternakid: In dem Zusammenhang fällt mir ein: ich
habe in eurem Info oftmals den Namen Leonard Cohen gelesen, habe jetzt aber nicht wirklich eine Brücke schlagen können. Rasmus: Ach, das Zitat habe ich mir mit Thomas Köster
ausgesucht. Ich hab mir letztens auch eine Platte von dem gekauft. Robert: Welche denn? Die Neue? Rasmus: Äh, die, ähm, heißt: Wurstpaket nach nirgendwo,
hahaha. Nein, so eine Best Of für drei Mark auf dem Flohmarkt. Find ich sehr gut, weil der auch auf so überflüssigen Hickhack
verzichtet und seine Lieder hauptsächlich traurig gestaltet. Und da ich hauptsächlich traurige Musik höre, weil ich es gut
finde, wenn andere Leute meine Trauer in ihren Songs verarbeiten. Alternakid: Ja, Du machst auf mich auch einen sehr
depressiven Eindruck.... Rasmus: Ja, das weiß ich. Robert: Das täuscht, er ist die totale Stimmungskanone.
(lacht) Alternakid: Wie wird euer Set aussehen? Robert: Wir können bis jetzt vier Songs davon. Alternakid: Aber ihr habt ja noch mächtig viel Zeit
zu proben..... Robert: Ja, das müssen wir auch noch machen, sonst
wird das nix. Ich kann mich nicht mehr erinnern wie die Akkorde gehen. Alternakid: In München spielt ihr im Orange House,
das ist ein wirklich schöner Club. Robert: Na, dann kann ja nix schief gehen. Alternakid: Vor kurzem haben dort Nova gespielt
und da war's proppenvoll. Rasmus: Das ist auch eine sehr coole Band. Robert: Vielleicht kommen bei uns auch Leute...fänd
ich gar nicht so schlecht, denn um für sich alleine zu spielen braucht man ja nicht nach München zu fahren. Matthias von Slut
sag ich Bescheid. Das wird lustig, dann fliegt wieder seine Brille. Alternakid: Das ist diese Kunstpark Ost Geschichte,
oder? Robert: Da war er aber selber Schuld, weil er den Türsteher so lange provoziert hat. Alternakid: Ich dachte, Du hättest sowieso im ganzen
Kunstpark Hausverbot. Robert: Ja, eben, der Typ meinte auch: "Hey, Du
brauchst hier gar nicht ankommen." Und dann meinte Matthias: "Wie, ist hier eine zwei Klassengesellschaft, oder was? Der kommt
jetzt hier rein!" Da meinte der Türsteher: "Wie siehst Du denn aus?" Darauf dann wieder Mattias: "Ja, wie siehst Du denn aus,
Du Fascho?" Dann hat ein Wort das andere ergeben, der Türsteher hat Matthias Brille genommen und ist darauf rumgetrampelt
und hat ihm in die Fresse gehauen. Ja, und ich hab mich versteckt. Aber das hatte bei Rock im Park schon angefangen. Das war
eine komplette Katastrophe mit dem Mann. Wir sind zum Zigaretten holen gegangen und da hab ich mich während des Gehens erbrochen.
Hat mir aber total Spaß gemacht. Und er wollte dann mit dem Taxi nach Ingolstadt fahren. Und ich musste ihn immer festhalten.
Ach, das war lustig, der Matthias ist ein fantastischer Mensch! Alternakid:: Ihr habt ja nun das Problem, dass man
der Band Gary Beachtung schenkt, weil Robert in der Band ist, andererseits werdet ihr aus genau diesem Grund viel kritischer
beäugt. Kai: Aber das ist doch auch das schöne, wenn man
sich die Platte anhört und dann positiv überrascht ist. Also mir würde es so gehen, wenn ich mir eine CD von einem Schauspieler
anhören würde. Alternakid: Man hört so ein Album aber anders an. Robert: Ich würde es mir nicht anhören. Rasmus: Also, ich würde mich, glaube ich, ärgern,
wenn ich die gut finden würde und dann müsste ich mir aber eingestehen, also, wenn ich die jetzt gut fände, wenn ich nicht
dabei wäre, würde ich sie gut finden. Also, mich freut das sehr, wenn die Leute sagen, dass sie nicht erwartet haben, sich
dann aber eingestehen müssen, dass sie die Platte echt gut finden und uns das dann auch sagen. Da freue ich mich sehr. Robert: Denk ich mir auch immer- ätschibätsch. Alternakid: Wo habt ihr euer "December Son" Video
gedreht? Robert: In der Nähe von Berlin, in einem Country
Club. Also, das ist ein Golfclub wo man auch ein Haus kaufen kann. Dort sind so rosa und türkisfarbene Häuser. Rasmus: Sieht wirklich so aus dort, sehr surreal. Robert: Ziemlich beknackt da, aber sehr lustig. Kai: Die haben dort keinen Wetterhahn, sondern einen
Wettergolfer. Robert: Ich bin den ganzen Tag mit dem Moped in
der Gegend rumgefahren. Das war ein Spaß! Alternakid: Hat das Video auch eine Geschichte? Robert: Ja, ich fahre mit dem Moped durch die Stadt,
alle haben blaue Augen und zwischendurch kommt Scientology noch ins Spiel. Rasmus: Hast Du es schon mal gesehen? Alternakid: Nee, ich habe noch nicht einmal einen
Musikkanal. Rasmus: Ach so, ich dachte, Du hättest es schon
einmal gesehen. Robert: Es ist schwer zu erklären. Rasmus: Wir haben übrigens auch kein Musikfernsehen.
Da verpasst man aber auch nichts. Fernsehen ist ja sowieso die größte Gefährdung der Moral. Alternakid: Ich bin sehr gefährdet. Robert: Ich sehe immer nur fern, wenn ich einen
Fernseher habe. Rasmus: Mich nervt fernsehen. Alternakid: Aber wenn ein Fernseher dasteht, guckt
man auch. Robert: Ja, deshalb hat er seinen Fernseher auch
in mein Zimmer gestellt und freut sich, dass ich jetzt gucke. Aber ich finde es gut, Nachrichten sehen zu können. Ich mag
die Tagesthemen, ist meine Lieblingssendung. Aber fernsehen an sich ist Quatsch. Rasmus: Ja, das nimmt einem soviel Zeit im
Leben. Alternakid: Ich finde einfach, dass es einen lähmt.
Wenn ich mal zu Hause bin und den Fernseher einschalte und nichts großartiges passiert, das Telefon klingelt oder jemand vorbei
kommt, dann bleibe ich davor kleben. Robert: Manchmal ist es aber auch extrem entspannend,
weil man endlich mal seine Gedanken abschalten kann. Dazu brauch ich manchmal das Fernsehen- wenn ich nicht schlafen kann.
Gestern habe ich zum Beispiel Akte X geguckt und das war so scheiße, dass ich eingeschlafen bin. Alternakid: Was glaubt ihr, wie werdet ihr abschneiden?
Habt ihr schon Feedback bekommen? Robert: Unter den Journalisten, mit denen wir bisher
geredet haben, waren einige die extrem schöne Vergleiche gezogen haben und die Platte auch gut fanden. Einer meinte, es erinnere
ihn an Guided By Voices, einer meinte an The Cure. Das liegt alles sehr weit auseinander was sehr schön ist. Alternakid: Und wie findet Dein Vater euere Musik? Robert: Ich glaub der mag das ganz gerne. Da haben
wir noch gar nicht richtig drüber gesprochen. Meine Oma findet's doof, weil ich ausländisch singe. Alternakid: Und weshalb singt ihr nicht deutsch?
Wäre doch viel einfacher. Robert: Nee, eben nicht. Rasmus: Ich finde gute, deutsche Texte zu machen
echt schwieriger. Also, ich hab ja früher in einer Band mit deutschen Texten gespielt und da hab ich immer ewig lange rumdocktorn
müssen bis es dann so war, dass die Peinlichkeiten rausgestrichen waren. Im englischen muss man sich nicht so lange irgendwas
überlegen, ob es nun doofe Metaphern oder irgend welche abgegriffenen Sachen enthält und weil man es eher nebenbei hören kann. Robert: Es verbindet sich auch vom Wortlaut her
viel eher mit der Musik. Rasmus: Und man kann es als Hörer viel eher ausschalten. Robert: Ja, denn bei einer deutschen Platte kann
man nicht anders als zuhören. Ich hab auch schön in Bands gespielt in denen ich deutsche Texte geschrieben habe, aber ich
kann einfach keine guten deutschen Texte schreiben. Ich hab aber auch den Vorteil, dass ich auf einer englischen Schule war. Alternakid: Stimmt schon. Bei manchen deutschen
Bands die englisch Texten hat man schon das Gefühl, die sitzen so mit ihrem Englischbuch da und versuchen zu Texten. Robert: Die sollten es dann auch lieber bleiben
lassen. Rasmus: Mich nervt schon wenn Leute eine schlechte
englische Aussprache haben. Alternakid: Was sind eure Ziele für dieses Jahr? Rasmus: Ich muss zum Zahnarzt, also, auf jeden Fall. Robert: Ich möchte dieses Mal am Ende des Jahres
ein bisschen Geld haben. Kai: Ich möchte im Sommer in Urlaub fahren. Rasmus/ Robert: In Urlaub möchte ich auch fahren. Robert: Ansonsten fällt mir jetzt gar nichts ein.
Das fängt schon wieder so gut an wie letztes Jahr. Wir haben gestern festgestellt, dass letztes Jahr das verplanteste Jahr
überhaupt war. Da wusste ich nie was in den nächsten zwei Wochen passiert. Ein einziges Chaos, das war sehr schön. Rasmus: Das letztes Jahr war wie eine Suppe, in
die man reingeschissen wurde, und die nicht mit einem Kochlöffel sondern mit einem Rührstab umgerührt wurde. Es hatte die
höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen meines Lebens. Dieses Jahr ist es mein Ziel wieder zu meiner mir eigenen Gleichgültigkeit
zu finden. Obwohl: das ist eigentlich auch scheiße. Ich möchte doch lieber was mit den Erfahrungen, die ich gesammelt habe,
machen. Robert: Bleib mal so wie Du bist! Lebe Deinen Traum,
träume nicht Dein Leben! Rasmus: Jeder Tag, an dem Du nicht lächelst, ist
ein verlorener Tag! Robert: Gefangene Vögel singen, freie Vögel fliegen!
(lacht) Nur tote Fische schwimmen im Strom. Rasmus: Wer anderen eine Grube gräbt, sollte sich
nicht wundern, wenn die Uhr stehenbleibt! Robert: Bier macht dick, Schnaps macht krank, ich
bin Kiffer- Gott sei Dank! Alternakid: Habt ihr noch mehr Toilettensprüche
auf Lager? Rasmus: Nee, aber ich hab noch etwas gutes, ich
denke, das ist ein türkisches Sprichwort: Ein süßer Wein und eine schöne Frau sind zwei Gifte für einen Mann. Robert: Das reimt sich ja noch nicht mal. Rasmus: Ist ja auch ein Sprichwort! Robert: Wurst schmeckt besser als... Rasmus: Schinken! Man soll nicht mit dem Schinken
nach der Wurst werfen! Beim Arbeiten frieren und beim Fressen schwitzen- das sind mir die Liebsten! Ohne Musik wäre das Leben
ein Irrtum. Musik ist die Zukunft der vom Glück angewiderten Seelen. Und mit diesem Hübschen Sprichwort verlassen wir
die drei denn auch denn die möchten, ganz klar,hier in München, Weißwürste essen gehen. ___________________________________________________
A Shame About Gary? (von www.berlin030.de) Jung-Akteur Robert Stadlober machte ganz schön Wind im Jahr 2001: lapidare Drogenfilmchen, Klaus-Kinski-Anwandlungen
und Anarcho-Gepose auf jeder Party. So erzeugte auch die Nachricht, dass seine Band Gary im Januar die von Ex-Filter und Smashing-Pumpkins
Mitgliedern produzierte Single "December Son" auf den Markt bringt, Stirnrunzeln. Tatsächlich ist Robert nur einer von dreien,
die ehrlichen Rock machen: ohne Extrawurst, ohne Starallüren und genervt von seinem Promistatus. [030]: Robert, bist Du wegen Gary von Berlin nach Hamburg gezogen? _______________________________________________________
|Gary| Köln, Gebäude 9, 20. März 2002 (von Kurz vorm Osterfest im Kölner Gebäude 9: Hamburger Hasen-Invasion. Tourauftakt der neuen, jungen Band Gary. Berühmt
ist das Trio vor allem durch den Sänger und Gitarristen Robert Stadlober, der ja hauptberuflich Schauspieler ist. Doch erst
einmal seien den beiden Mitreisenden ein paar Worte gewidmet. _______________________________________________ |Gary wollten im Gleis 22 nichts hören von Star-Allüren und Bauwagen-Attitüde| (Michael Brandes, Münsterische Zeitung) Wenn eine Band schon Monate vor Veröffentlichung des Debüt Albums die Schlagzeilen bestimmt, trägt
in der Regel ein besonders prominentes Bandmitglied die Verantwortung dafür. GARY, das ist doch die Badn von Robert Stadlober.
Da hat jeder schon mal von gehört, auch wenn der Bekanntheitsgrad zunächst der Formel "It's the singer, not the song" entspricht.
Für den Jungschauspieler ("Crazy") und seine beiden Mitstreiter kann das zu einer schweren Last werden. "Die haben ihren Plattenvertrag doch nur wegen Stadlober", lautet nur eins der möglichen Todschlag-Argumente.
Dabei ist das, was das Trio am Sonntag vor rund 150 Besuchern im Gleis 22 bot, höcst ordentlich. Kleine Pop-Punk-Perlen, die
ihre Wurzeln bei Schrammelbands wie den Lemonheads finden. Dass eine Band mit einem Altersdurchschnitt von 20 Jahren ihre
Vorbilder in den 80er Jahren sucht, zeugt von einer sympathischen Art von früher Altersweisheit, die Gary auch auf der
Bühne im Kampf gegen die Zielgruppen-Problematik pflegen. Sie möchten als couragierte Indie-Band ernstgenommen werden und
sehen sich im Gegendatz zu einigen ihrer Fans, weniger als Teenie-Punk-Act. Auf die überwiegend sehr jungen und bewegunsfreudigen
Fans in den ersten Reihen reagiert die Band daher leicht genervt und bittet darum, das Pogo-Tanzen einzustellen. Da sind die
jungen Leute anderer Meinung und heften ihrer Lichtgestalt das Etikett "arrogante Kommerzpunks" an. So mancher von ihnen wird
wohl tags darauf enttäuscht zum Friseur gegangen sein, um dich seiner Stadlober-Frisur wieder zu entledigen. Im Vorprogramm:
Emo-COre auf Deutsch mit "Mangelware". Noch ausbaufähig, aber mit guten Ansätzen. Star des Abends war jedoch ein Hamburger
Songwriter, der binnen weniger Minuten die Anwesenden enthusiastisch auf seine Seite zog:! Igel Ei Olli". Einer dieser Künstlernamen,
für die sich deren Besitzer später mal schämen werden. Da erwartet man erstmal wenig und bekommt doch viel: Lieder über Mixtapes,
die man Freunden schenkt und über CD's, deren Kauf man bereut, weil man auf den Hype reingefallen ist. Nebenbei zi´tiert Olli
noch bands wie Jimmy eat world oder The Promise Ring und legt Entertainment Qualitäten an den Tag, für die ihn selbst Meister
des Faches wie Bernd Begemann mit Tränen in den Augen auf die Schulter klopfen würden. ___________________________________________________________
(www.FAZ.de) 24. Jan. 2001 Der erste Auftritt war turbulent
und komisch. Dass das Rocktrio Gary beim Pfingstfestival Rock am Ring spielen wird, können Robert Stadlober, David Winter
und Rasmus Engler selbst noch gar nicht glauben. Sie erzählen über die Gründung ihrer Band zwischen Schicksal und Zufall,
über ihre Arbeit in Chicago und die weiteren Pläne. Wie seid Ihr
zusammen gekommen? Robert: Ich
habe einen Film gedreht mit dem ehemaligen Schlagzeuger dieser Band. Wir haben uns dann mal getroffen und ein bisschen gejammt,
wie man das so macht unter Musikerkollegen. Wir wollten einen Soundtrack-Beitrag zu diesem Film, Sonnenallee, machen, den
fand die Plattenfirma dann aber nicht so gut. Die haben dann mit einem Mann ihres Vertrauens, dem ich überhaupt nicht vertraue,
eine eigene Version dieses Stücks aufgenommen. Und ich bin hingekommen, hab' es eingesungen und bin in der Mainstream-Mühle
untergegangen. Die Band hieß Dynamo 5. Ich hatte dann eigentlich gar keine Lust mehr drauf und hab trotzdem mit diesen Menschen
weitergemacht. Irgendwann kam dann David dazu. Der rief mich nachts an, nachdem seine Freundin ihn verlassen hatte, und er
meinte, er will jetzt auch Musik machen. Ich fand, das war eine gute Idee, und er ist nach Berlin gekommen. Unser erster Song
bestand aus: (singt) uh-uh-uh, uh-uh-uh und dann dap-dap-dap-de-dap-dap-dap ... David: Das war
schön. Robert: Das
war schön, aber in diesem Song war kein einziges Wort. Und der zweite Song hatte dann Wörter. Den finden immer noch alle total
toll, nur wir nicht mehr. Und weil wir immer noch keinen Bassisten hatten, ist Rasmus dann hinzugekommen. Irgendwann hat Rasmus
dann erzählt, dass er eigentlich Schlagzeuger ist. Oder Thomas hat das erzählt. Wir haben ziemlich schnell gemerkt, dass die
anderen beiden Jungs nicht mehr zu uns passen, von dem, wo's hingehen soll. Die hatten einen neuen Bassisten und haben angerufen
und gesagt, sie hätten ein völlig neues Konzept für diese Band. Wir könnten jetzt endlich voll durchstarten. David: Und wir
haben geantwortet: Na dann viel Spaß. Hattet Ihr schon
einen Gig als Trio? David: Ja. Das
war sehr witzig. Und danach waren wir auch zu viert. Robert: Wir
haben gespielt, zuerst als komplette Deppen-Kombo. Da hat David nämlich noch nicht Bass gespielt, sondern Rasmus. Und wir
hatten keinen Schlagzeuger, weil wir den Rest der Band ja kurz vorher rausgeschmissen hatten. Wir standen auf dieser Bühne,
und die ersten Songs waren grauenhaft. Dann kam dieser Kerl auf die Bühne, Hagen, und hat sich ans Schlagzeug der Vorband
gesetzt. Die wollten das eigentlich überhaupt nicht, weil wir eh schon komplett ihr ganzes Equipment gespielt haben, und dann
hat der auch noch aufs Schlagzeug draufgehauen. Die standen da irgendwo und haben gar nicht glücklich geguckt. Danach hat
es richtig Spaß gemacht, und die Leute fanden es auch gut. Es war der erste Gig, der wirklich Spaß gemacht hat. Das war in
der Kalkscheune in Berlin, das Jubiläum einer Internet-Nachhilfestunden-Tauschbörse. Morgen geht's dann ins Studio nach Chicago.
Was habt Ihr im Gepäck? Und was wollt Ihr zurückbringen? Robert: Gute
Vorsätze. Dann haben wir noch - wie ein Liedermacher sagen würde - ein paar Stücke dabei. Neun Stücke, und ich hoffe, wir
nehmen die auch aus Amerika wieder mit zurück und lassen die nicht da. Vielleicht sind dann auch noch ein paar hinzugekommen.
Das alles dann zusammen konserviert auf einem Tonträger. Und vielleicht, wenn wir ganz viel Glück haben, haben wir ein Gefühl
mit konserviert. Rasmus: ... das wir auch wieder mitbringen
können. Das kann man sich dann jederzeit abrufen. Ihr trefft in den Staaten den Produzenten
Chris Holmes. Wie wird die Zusammenarbeit aussehen? Robert: Ich
habe ihn schon mal auf der Bühne gesehen. Er hat - ich weiß nicht mehr welchen - Satz immer wiederholt und dabei mit dem erhobenen
Zeigefinger in der Luft gekreist. Chris spielt in einer Band, die ich sehr cool finde, bei den Yum-Yums. Ich hoffe, dass er
ein Quäntchen zu unserer Musik beiträgt, das wir noch nicht beitragen können. Er wird uns produzieren. Er hat sich auch Arrangements
überlegt. Rasmus: ...
Streicher. David: ... hoffentlich
Streicher. Robert: ...
und Keyboards. David: ... und
so Klingeldingel-Sachen. Vibraphon. Robert: Aber
es ist jetzt nicht so, dass wir in ein Studio rein gehen als völlig bekloppte Deppen, und uns ein Produzent sagt: Macht den
Song mal so und so. Er soll uns helfen, und wir werden die Vorschläge gemeinsam besprechen und umsetzen. Das Glück: Ihn interessiert
nicht wirklich, dass ich Schauspieler bin. Es geht ihm mehr um unsere Musik, als um mich als fragwürdigen Teenie-Star. In diesem Jahr
spielt Ihr auf dem Festival Rock am Ring. Lampenfieber? Rasmus: Wir
glauben das noch gar nicht, dass das passiert. Das glauben wir erst, wenn wir da oben auf der Bühne stehen. Ich halte das
für ein Gerücht. Noch. Unten stehen die ganzen Leute, wir spielen, und die wissen nicht, was sie davon halten sollen. Robert: Ich
werde mir auf jeden Fall zur Aufgabe machen, die Bierdosen zu zählen. Rasmus: ...
und einzusammeln. Vielleicht kommen ja auch volle. Robert: Vielleicht
kommen ja auch Schlüpfer. Rasmus: ... oder Schlümpfe. ____________________________________________________________ |Popmusik| 5. März 2002 Überhaupt das einzige, was
er richtig gut kann, sagte Nachwuchs-Schauspieler Robert Stadlober vor über einem Jahr im FAZ.NET-Interview, sei Bandnamen
aufzusagen. Dass die Schauspielerei unter den Fähigkeiten des 19-Jährigen einen guten zweiten Platz abgeben würde, haben Filme
wie Engel + Joe, Crazy und Sonneallee bewiesen. Stadlober aber
will noch mehr. Er könne zwar nicht wirklich singen, wirke dabei, als hätte er einen Stock im Arsch, wie Stadlober selbst
drastisch und selbstkritisch urteilt. Aber ich kann einfach nicht aufhören zu singen. Die Musik muss einfach raus. Jetzt ist
sie draußen: Zusammen mit seiner Band Gary, zu der außerdem Kai Gabriel und Rasmus Engler gehören, hat Stadlober soeben seine
erste CD herausgebracht. Sie heißt The Lonely Cnorve Machine. Rüpelhaft und
liebenswürdig Endlich, muss
man sagen. Schon vor über einem Jahr war die Band in Chicago, um zusammen mit Chris Holmes das erste Album einzuspielen. Das
war ein ziemliches Desaster - aber wir haben viel gelernt, sagt Thomas Koester, Manager der Band, im Gespräch mit FAZ.NET.
Im Frühsommer gab Gary die ersten großen Konzerte - und merkte, dass es mit dem damaligen Bassisten nicht recht vorwärts ging.
Man trennte sich im Guten, ein neuer Bassist wurde gefunden. Erneut ging es ins Studio, diesmal nach Troisdorf bei Köln. Mit
besserem Erfolg: Anders als in Chicago hat ihnen in Troisdorf keiner hinterrücks die Songs verändert und erzählt, wer besser
nicht mehr in der Band spielen sollte. Auf The Lonely
Cnorve Machine spielt das Trio rüpelhaften, dabei in der Pose durchaus liebenswürdigen Gitarrenrock. Das ist die einzige Musik,
die wir spielen können. Außerdem lieben wir Rock. Wir haben unsere Musik einfach unseren Vorlieben und Fähigkeiten angepasst,
meint Stadlober. Wäre blöd, wenn wir Jazz-Fans wären..., fügt er mit einem Grinsen hinzu. Distanz zu Teenie-Bands Blöd wäre auch,
finden die drei, Gary mit deutschen Teenie-Bands wie Echt zu vergleichen. Das kann man auch gar nicht. Da war eine ganz andere
Marketingmaschinerie dahinter, weiß der Schlagzeuger Rasmus Engler. Außerdem singt Gary auf Englisch. Warum? Ich quäl mich
so mit deutschen Texten, sagt Engler, und Stadlober ergänzt: Ich will, dass man zu meiner Musik alles machen kann, ein Buch
lesen, nachdenken. Deutsche Texte lenken aber zu sehr ab. Einen großen Vorteil habe das Singen auf Englisch auch: Man kann
damit schneller im Ausland landen. Und ein Auftritt in Italien oder Spanien wäre schon sehr schön. Doch zunächst geht es in Deutschland auf Tour. Hier
wird sich die Bühnentauglichkeit des Filmschauspielers als Sänger erneut beweisen müssen. Die Stationen: Am 20. März spielt
Gary in Köln, am 21. in Hamburg, tags drauf in Berlin, am 24. in Münster. Traunstein ist am 28. dran, München zwei Tage später.
Nach Frankfurt am 1. April beschließt Langenfeld am 5. April die Tour. _______________________________________________________ |Interview| Mit Deiner Band
Gary hast Du ziemlich viel vor in diesem Jahr. Wie vereinbarst Du eigentlich Musik und Schauspielerei? - Es wird doch langsam
eng in Deinem Leben. Robert: Da gibt's
nichts zu vereinbaren. Wenn's eng in meinem Leben wird, dann muss halt rausfliegen, was nicht zu meinem Leben gehört. Und
die Musik gehört zu meinem Leben, sie ist mein Leben. Sonst habe ich eigentlich auch gar nicht allzu viel zu tun. Ich habe
ja noch nicht einmal einen Hauptschulabschluss, und mir fällt ganz oft auf: Das einzige, was ich wirklich gut kann, ist Band-Namen
aufsagen. Und bei der Schauspielerei - ich weiß noch nicht einmal genau, wie ich das mache. Bei der Musik weiß ich das auch
nicht, aber da passiert es von allein. Mit der Schauspielerei verdiene ich mein Geld, das macht mir auch Spaß, und das ist
gut so. Musik hat zum Glück nichts mit meinem Beruf zu tun. Du hast gerade
keine großen Projekte, die soviel Zeit beanspruchen, dass Du anfangen musst zu balancieren? Robert: Wenn
ich einen Film drehe, komme ich abends ins Hotelzimmer, und da steht meine Gitarre und wartet auf mich. Und ich hab dann abends
nichts anderes zu tun, außer vielleicht Gitarre zu spielen. Das ist das einzige. Man denkt immer, Schauspieler arbeiten so
viel. Das ist völliger Quatsch. Ich mache ja nur zwei Filme im Jahr. Und die beanspruchen vielleicht, wenn es anstrengende
Filme sind, fünf Monate. Dann sind immer noch sieben Monate übrig. Die können der Musik gehören. Ihr wirkt nicht
wie die üblichen Schauspieler, die auch mal eine Platte machen wollen. Thomas: Die
Leute von den meisten Plattenfirmen wollten unbedingt dieses Schauspieler-Ding in den Vordergrund stellen. Wir wollten das
überhaupt nicht. Es sind ja drei Leute in der Band, und die wollten sich alle auf eine Person fixieren. Deswegen haben wir
uns auch einen ausländischen Produzenten gesucht. Chris Holmes ist völlig egal, ob Robert Schauspieler ist, ob er bekannt
ist. Hier fanden das die meisten cool und wollten damit eine schnelle Mark machen. Chris geht es um die Musik, und nicht um
irgendeinen Personen-Hype. War das bei
Eurem Label, Jive, auch so? Thomas: Hinter
Jive steht ja Zomba. Und wir haben uns entschieden, zu deren Sub-Label Jive zu gehen, weil wir das witzig fanden, gerade auf
dem Mainstream-Label mit den ganzen Bands zu sein. Robert: Das
ist unser eigener Humor, den wahrscheinlich ganz viele nicht verstehen. Thomas: Wir
wollten uns von der kommerziellen Schiene distanzieren. Deshalb sind wir schließlich zu Zomba gegangen. Und dass wir dann
gleichzeitig auf dem Zomba-Label sind, wo auch die meisten Boy-Bands sind, ist ein schöner Widerspruch in sich. Zuerst hatten
sich alle Plattenfirmen gemeldet, alle Major-Firmen bis auf Zomba. Die haben dann eine Dokumentation auf MTV gesehen und fanden
das auch ganz gut. Robert: Die
mochten auch den Song, den wir da gespielt haben. Da ging es dann auch wieder um die Musik. Natürlich werden auch die sich
ausrechnen, dass wir, weil ich bekannt bin, um Längen mehr Platten verkaufen werden als andere unbekannte Bands, die vielleicht
das gleiche machen wie wir. Aber das kann man auch als positiven Aspekt sehen: Wir können Leute erreichen, die wir mit der
Musik, die wir machen, sonst nicht erreichen würden. Das ist eigentlich eine schöne Position. Vielleicht auch
eine zwiespältige Position: Wenn der Schauspieler, der es dann auch noch mal mit der Gitarre um den Hals wissen will, dann
nicht so ganz ernst genommen wird. Robert: Ich rechne sogar damit, dass sie mich nicht
ernst nehmen. Es sind schon ganz andere Leute nicht ernst genommen worden, die trotzdem super sind. Man muss einfach damit
rechnen, dass mich die deutsche Musikpresse am Anfang nicht unbedingt so toll finden wird. Aber wenn man sich darüber Gedanken
macht, gehen die wieder in diese Kommerzrichtung. Und das wollen wir ja nicht. Also brauchen wir uns darüber auch keine Gedanken
zu machen. Wir wollen einfach für uns Musik machen. Und ob das jetzt ein Kritiker gut findet oder nicht ... ___________________________________________________________
|Denn er weiß nicht, was er tut| (www.stern.de) Es ist später Nachmittag, und Robert Stadlober sieht aus wie das Bett, aus dem er erst
vor kurzem gekrochen ist. Er sitzt auf einer schlaffen Couch und stochert lustlos in einem asiatischen Fertiggericht. "Ich
war gestern Abend auf einem Punk-Konzert", sagt er und wischt sich die zotteligen, blonden Haare aus dem Gesicht. "Der Sänger
ist voll auf die Fresse gefallen, aber er hat weitergesungen, als wäre gar nichts. War echt geil!" (Hannes Ross) ____________________________________________________________
|Die neue Seltsamkeit| Vieles wäre einfacher, wenn manches nicht so wäre, wie es ist. Was klingt wie
das Outtake eines schlechten Tocotronic-Songtextes, trifft nicht nur das Selbstverständnis, sondern auch das Dilemma mit und
um Gary auf den Punkt. Denn es ist nun wirklich nicht einfach, sich eine unvoreingenommene Meinung über eine Band zu bilden, die einerseits von Scumbucket-Kopf
und Blackmail-Gitarrist Kurt Ebelhäuser produziert wurde und andererseits mit Britney Spears das Label teilt. Die in ihrem
Info einerseits Leonard Cohen, andererseits den ältesten Musikerwitz der Welt ("Sie haben nur noch fünf Monate zu leben" -
"Wovon denn?") bemüht. Die einerseits die Lemonheads und Built To Spill ihre Vorbilder nennt und andererseits bislang vor
allem dadurch Schlagzeilen gemacht hat, eine berühmte Persönlichkeit hinterm Mikrofon lümmeln zu haben. Sollte man es sich
also tatsächlich so einfach machen und Gary als "Die Band um Jungschauspieler Robert Stadlober" abkanzeln? Auch das genauere Hinhören gibt nur bedingt Auskunft. Da sind die Texte, die mit Songtiteln
wie "The history of the sheep" oder "Doctor Sax' haunted house" eine hübsche Verschlurftheit Marke Dinosaur Jr. vortäuschen
wollen und sich trotzdem immer wieder in Belanglosigkeiten wie "Hey, how are you? How's your girlfriend, is she
feeling alright?" ergehen. Da
ist der nette junge Mann am Mikro, der drei Dutzend Stylingprodukte gleichzeitig im Selbstversuch vorführt und sich erfolgreich
bemüht, sein dünnes Singstimmchen hinter angenehm versifftem Genöle verstecken. Und da sind 14 äußerst unterschiedliche Songs,
die so ziemlich keine Rockband zwischen Dinosaur Jr. und Pavement, zwischen den Goo Goo Dolls und Nirvana auslassen und mit
"December son" als Sahnehäubchen noch eine zuckersüße Ballade servieren. Was also ist denn nun wirklich von Gary zu halten? Ob die blökenden Schafe auf dem Cover Rat wissen? Ob es etwas bringt, die ominöse Cnorve-Maschine
anzuwerfen, wahllos ein paar Knöpfchen zu drücken, um einen Zettel mit der Antwort auf alle Fragen an den Kopf geschleudert
zu bekommen? Ob man mal Kurt Ebelhäuser anrufen sollte und fragen, ob er nur unter körperlichem und seelischem Zwang ins Studio
zu zerren war oder stolz ist, seinen Namen auf dem Backcover wiederzufinden? Wo habe ich noch gleich die Kristallkugel hingelegt?
Aber wer weiß - vielleicht war alles Kopfzerbrechen vergeblich, und Gary fühlen sich pudelwohl bei dem Gedanken, nicht Fisch
noch Fleisch zu sein, nicht Tocotronic noch Echt, nicht Lemonheads noch Buttheads. Sondern vielleicht doch einfach nur die
Band um Jungschauspieler Robert Stadlober. (5/10) __________________________________________________________________ |"Wir sind weder cool noch rebellisch"| Schauspieler Robert Stadlober provoziert, obwohl er es nicht
will. Jetzt macht er auch Musik (Von Tobias Haber) Nicht lange ist es her, da deckte sich ganz Amerika mit Gasmasken ein. Jedes Briefkuvert
wurde mit Argwohn beäugt. Jeder Liebesbrief, jedes Rechnungsschreiben konnte den Tod mit sich führen. Es war die Zeit der
täglichen Milzbrand- oder, wie die Amerikaner sagen, Anthraxmeldungen. Schwarzer Humor war in dieser Phase grassierender Terrorangst
absolut fehl am Platz. In dieser Zeit begab es sich also, dass ein schmächtiger Kerl mit Vileda-Wischmobfrisur zu
Gast bei Harald Schmidt war, sich schlurfend die wenigen Schritte zum Gastsessel schleppte und auffallend unauffällig darum
bemüht war, sich den Schriftzug auf seinem T-Shirt nicht von dem lässigen Secondhand-Sakko verdecken zu lassen. "Anthrax"
war da zu lesen, in großen Lettern. Gemeint war die US-Band, die durch den Milzbrandterror aufgewärmte Berühmtheit erlangt
hatte. Das schien dem jungen Mann sehr zu gefallen. Der sich da so wenig um den gesellschaftlichen Konsens scherte, war Robert Stadlober, nach
seinen Erfolgen in den Kinofilmen "Sonnenallee", "Crazy" und "Engel und Joe" gefeiert als der Jungstar des deutschen Films.
Authentisch sei er, talentiert sowieso und gut vermarktbar, der Glamrocker und Mädchenschwarm, der sensible Hypochonder, verpeilte
Chaot und Schulabbrecher. In Carlos Dessbells Kurzfilm "Klaustrophobie" mimte er gar das exzentrische Jahrhundertgenie Klaus
Kinski. Eine große Ehre. Trotzdem hat der Schauspieler Robert Stadlober immer wieder betont, dass Musik das Allerwichtigste
für ihn sei. Viel wichtiger auch als die Schauspielerei. Die sei ja nur sein Beruf. Musik aber, die sei seine Leidenschaft.
Nichts könne ihn so emotional berühren wie Musik. Die gehe rein in den Körper, mache da irgendwas und gehe wieder raus. Vielleicht
war er deshalb so überzeugend, als Rolling-Stones-Fanatiker Wuschel in "Sonnenallee" und als Pink-Floyd-Fan Benni in "Crazy",
eingezwängt zwischen Gehbehinderung und Pubertät. Jetzt ist der erst 19 Jahre alte Robert Stadlober, der auf einem Bauernhof in der Steiermark
aufwuchs und früh ins hippe Berlin kam, ganz offiziell Musiker. Gary heißt die Band, die mit Robert Stadlober an der Gitarre,
Rasmus Engler am Schlagzeug und Kai Gabriel am Bass ihr erstes Album "The Lonely Cnorve Machine" (Jive/ Zomba) eingespielt
hat. So verquer wie der Name des Albums klingen auch manche Titel darauf. "The History Of The
Sheep" oder "The Minor Appearance Of A Broken-Hearted NATO Kid" geben Einblick in den jungenhaften Blödelhumor der drei, die
laut eigener Aussage gar nicht im Sinn haben, um jeden Preis zu provozieren: "So beknackt wie wir sind, so kommen wir auch
rüber." Sie seien weder cool noch rebellisch. Und Robert Stadlober fügt hinzu: "Ich lebe nun mal so, ob das Rock 'n' Roll
ist oder nur verpeiltes Rumgehampel." Die Anthrax-Shirt-Aktion war demnach kein provokativer Akt der Rebellion. Vollkommen missverstanden.
"Beknackt" war das und "verpeilt", und die Jungs einigen sich darauf: "Wir überlegen uns unser Verhalten nicht. Das passiert
im Affekt. Unreife nennt man das wohl." Ja, immerhin. Doch leicht hat er es tatsächlich nicht, der Robert Stadlober, als ehemaliger Waldorfschüler
im allgemein aufgeregten Mediengehampel der Republik. Alle zerren an ihm, wissen alles besser, so dass er schon im Vorfeld
resigniert feststellte: "Ich rechne damit, dass man mich als Musiker nicht ernst nehmen wird." In der "Gala" lässt man sich
über seinen Punk-Look aus, für "Bravo" ist er der Teenie-Star, in Boulevardblättern liest man von Glitzerhosen und Lidschatten,
vom Rauswurf aus einem Berliner Szeneclub und dass er im Sony-Foyer CDs zertrampelt. Dabei hat er, Sensibelchen, das er ist,
früher seine Schwester beauftragt, nachts wach zu bleiben, um zu überprüfen, ob er noch atme. Anfangs, als bekannt wurde, dass der Schauspieler Stadlober eine Platte machen will, gab
es Angebote nach dem Motto "Wir haben 10 Songs und einen Produzenten für euch". Auch die Managerin von Olli P. war dabei.
Lustig. Gary lehnte sie alle ab, ohne den Vorteil, den Jungschauspieler als Zugpferd zu haben, zu unterschätzen. Dass es sich
dabei dennoch um ein zweischneidiges Schwert handelt, hat Bassist Kai Gabriel klar erkannt, wenn er sagt: "Klar tut es mir
leid, wenn andere gute Bands keinen Plattenvertrag haben, dafür müssen wir uns bisweilen in einem Frau-Wussow-Kontext in ,Bild'
wiederfinden." Zuerst sollte Garys Debütalbum in Chicago eingespielt werden. Doch ohne Ergebnis. "Wir haben
alles in den Müll gekippt. Der Produzent Chris Holmes hat über Nacht die Songs verändert und mir ständig Tipps gegeben, wen
ich aus der Band werfen soll, inklusive mich selbst", schimpft Robert Stadlober. Rotzige Songs haben sie dann in einem Studio
bei Köln eingespielt, mit Roberts charmant unaustarierter Stimme über simpel charmanten 3-Minuten-Melodien. Bei der Clubtour im Frühjahr wird sich zeigen, ob Gary ihren Feldzug gegen die Macht der
vorgefertigten Meinung erfolgreich bestreiten können. Stehen nur kreischende Girlies in Glitzershirts und Friseurzeitschrift-Fotografen
im Publikum, haben die Jungs ihn verloren. Stehen da aber junge, neugierige Menschen in Lederjacken, trinken Bier und wippen
anerkennend mit dem Kopf, haben sie ihn gewonnen. Zurecht gewonnen. ___________________________________________________________________
|Gary| Schauspieler, die mit aller Macht Musiker werden möchten, landen oft auf der Nase. Zu Recht. Im
Falle von Robert Stadlober ist der Sachverhalt allerdings ein anderer. Er wurde eher zufällig für die Schauspielerei entdeckt
und konnte so als Benjamin Lebert in dessen Romanverfilmung "Crazy" begeistern. Bevor er Schauspieler wurde, war Stadlober
bereits Musiker: "Ich wollte nie Schauspieler werden. Das hatte sich so ergeben. Musik hat mich schon von Kindesalter an interessiert.
Ich hatte sogar klassischen Geigenunterricht genossen." __________________________________________________________
Sie klingen ein bisschen wie eine Schülerband, und vom Alter her kommt das auch halbwegs
hin. Aber wer alle
Guided By Voices-Platten besitzt, kann auch mit19 schon Eindruck als Musikkenner schinden. Bei Gary hört man, dass sich die
Bandmitglieder mit den Gitarren von Teenage Fanclub, den Lemonheads, Leonard Cohen und eben Guided By Voices auskennen. Da
klimperts und schrammelts, was Melancholie und jugendlicher Leichtsinn so hergeben. ___________________________________________________________ |POPBAND GARY| (www.spiegel.de) Das haben der gebürtige Österreicher Stadlober (Gesang/Gitarre),
Kai Gabriel (Bass) und Rasmus Engler (Schlagzeug) etwas überspannt "The Lonely Cnorve Machine" genannt und das Cover exakt
so gestaltet, wie man sich den Prototyp eines klassischen Indie-Rock-Covers eben so vorstellt. Dass auch der charmant-chaotische
Gitarren-Pop von Gary nicht wirklich neu ist, weiß der mal in Hamburg, mal in Barcelona lebende Stadlober selbst am besten:
"Das ist eben die Musik, die wir gerne hören. Etwas anderes könnten wir auch gar nicht machen. Sollen wir etwa Samples oder
moderne Computerbeats benutzen?" Und fügt glaubhaft hinzu: "Wenn unsere Musik plötzlich von allen gehört werden würde, müssten
wir überlegen, ob wir weitermachen oder nicht. Geht das Album in die Top 20, lösen wir uns auf und fangen mit einem anderen
Namen neu an." So denken Underground-Freaks, die Plattenläden nach raren
Singles von Guided By Voices, Built To Spill oder den Lemonheads abklappern und eher ins Repertoire honoriger Labels wie Sub
Pop oder SST passen würden. Gary aber veröffentlichen "The Lonely Cnorve Machine" bei Jive, dort, wo zuvor schon Britney Spears
und die Backstreet Boys ein Zuhause gefunden haben. Kein Widerspruch, eher ein guter Witz. "Natürlich haben wir den Plattenvertrag
nur auf Grund meines Namens bekommen. Aber ich kann ja auch nichts dafür, dass ich Schauspieler bin. Das ist eher aus Versehen
passiert", erklärt der Jung-Mime, der sich selbst als ziemlich faul einstuft und meistens dann dreht, wenn er Geld braucht.
"Andere sind Metzger und machen auch Musik." Auch mit der unangenehmen Seite des Showbiz haben
Gary trotz junger Karriere schon Bekanntschaft geschlossen. Mit der ersten Single-Veröffentlichung "Green Trees" ist die Band
schon jetzt nicht mehr zufrieden, weshalb es der Song nun nicht einmal auf "The Lonely Cnorve Machine" geschafft hat. Zudem
landete man unlängst unfreiwillig in der Klatschspalte der "Bild"-Zeitung, ohne überhaupt jemals mit der für Promitratsch
zuständigen Kolumnistin Bea Swietczak gesprochen zu haben. Robert Stadlober erfuhr davon in der U-Bahn, von einem "Business-Typen,
der zufällig die Seite mit unserem Bandfoto und dem Unsinn, wir drei würden alle in derselben WG wohnen, aufgeschlagen hatte".
Das Boulevard-Blatt hatte sich zu den von der Presseabteilung der Plattenfirma herausgegebenen Gary-Fotos flugs etwas aus
den Fingern gesogen, nachdem Stadlober und Genossen deutlich gemacht hatten, dass das Trio an einem persönlichen Gespräch
mit den Springer-Leuten keine rechte Freude hätte. Raue Zeiten also für das verwuschelte Trio, das
man am ehesten in einem Film von Richard Linklater vermuten würde als im Studio des Teenie-TV-Sender Viva. Dort, sind sich
die drei einig, würde man aber genauso wenig aufkreuzen wie bei der "Bild-Zeitung". Auch die zweifellos exponierte Stellung
von Robert Stadlober gereicht den Hoffnungsträgern nicht immer nur zum Vorteil: "Die Leute denken, nur weil sie meine Fresse
aus dem Fernseher kennen, haben sie das Recht, mich auf der Straße dumm anzumachen", ärgert sich der 19-Jährige. "Da heißt
es dann oft: 'Ich spiel' auch in einer Band und die ist übrigens viel besser als deine.' So was nervt, und oft verbringe ich
meine Zeit damit, fremden Leuten zu erklären, warum ich gar kein so großes Arschloch bin." doch alles nur Spaß, oder? Ein Streich Stadlobers ist kürzlich
Til Schweiger bitter aufgestoßen: Stadlober ließ Visitenkarten mit der Aufschrift "Til Schweiger, Kleindarsteller und Taxi-Unternehmer"
drucken, versah sie mit seiner eigenen Handy-Nummer und verteilte sie in der Hoffnung, Schweiger selbst würde eine solche
in die Hände fallen. Vor kurzem, erzählt Stadlober, nahm ihn dann Schauspieler-Kollege Mark Keller beiseite, um ihm großmütig
zu erklären: "Junge, ich finde dich gut, obwohl du mich immer disst. Aber nimm dich in Acht vor Til - der ist hinter dir her!" Lausbubenstreiche und Rock'n'Roll: Die beherzt losrockenden
Jungs von Gary mit ihrem rotzfrechen Frontmann wollen nicht so recht in die glamouröse Oberflächlichkeit des Jahres 2002 passen.
So hatte auch Nova Meierhenrich am Ende des Berlinale-Gesprächs wieder alle Mühe, die Figur Stadlober zu fassen: Im Kurzfilm
"Klaustrophobie" spielt Stadlober den jungen Klaus Kinski, der, fiebrig und Gedichte von Francois Villon rezitierend, durch
ein Feld von Sonnenblumen schreitet, die schon bei Vincent Van Gogh den süßen Wahnsinn symbolisierten. "Das ist ja ein schönes
Bild, du in den Sonnenblumen", sprach die Schönheit und staunte wieder.
|Kochen mit:Gary| Den zentralsten Aspekt unser Rubrik "Kochen mit ..." stellt nicht, wie man vielleicht glauben möchte, das zuzubereitende
Gericht dar, sondern vielmehr die Räumlichkeit - oder Location, wie ich es hier mal nennen möchte, um die Älteren auszugrenzen.
Bei den schon auf E-bay mit astronomischen Summen gehandelten Highlighttexten, die entstanden, als Thomas Venker Kelis und
No Doubt an den Herd lud, galt es, Stars von internationalem Format zu bewirten, bzw. sich von ihnen bewirten zu lassen. Da
kam als Location beide Male nur das schlosshafte Altbau-Refugium Matthias Hörstmanns in Frage. Vereint es doch Glanz und Agonie
des Bürgertums vor den verheerenden Kriegen mit rustikal post-studentischer Gemütlichkeit und beinhaltet dabei noch meterhohe
Wände dichtbesetzt mit zehntausenden Tonträger. Da bekamen selbst die Big-Apple-verwöhnten High-End-KünstlerInnen ihre Münder
nicht mehr zu. Der gute alte Kontinent hatte sie - Achtung, hier kommt es wieder - Location-mäßig in ihre Schranken verwiesen. Ein anderer
Tag, eine andere Band Gary. Die
Band, zu der neben Rasmus Engler (der mit Jan Müller bei der Punk-Travestie-Band Bierbeben spielt) und Kay von den Hamburger
Mod-Poppern Blobkanal auch noch der Jungschauspieler Robert Stadlober zählt. Letzterer sogar ziemlich zentral in der Rolle
als Gitarrist und Sänger. Der Artikel, den ich im letzten Jahr gemeinsam mit Alexander Jürgs verfasste und der Gary mit den
anderen Post-Teen-Knallern Echt verknüpfte, wurde zu einem der kontroverst diskutiertesten in unserem Magazin 2001. Er beschwor
neben den paar Krümeln Props auch die große Sturmflut an Entrüstung herauf. Gary vs. Echt. Die Bands hassten allein schon
diesen Kontext und ansonsten schien es, als bräuchten die meisten Leserbriefschreiber jene Bands eher, um sich via Abgrenzung
von ihnen eine, gähn, coolere eigene Identität zu zimmern. Fighting the
world. Da war was geboten, kann ich Ihnen sagen. Ein knappes
halbes Jahr später treffe ich Gary wieder. Wir wollen uns gegenseitig was kochen. Und sprechen darüber, was war und noch sein
wird. Bloß die Location ist unklar. Der Trumpf in Form des Altbau-Prunks, soviel ist sicher, schaltet bei den drei Jungartisten
auf stumpf. "That don't impress me much." Kay und Rasmus
kennen den sexy Bodensatz zwischen Pfützen vor dem örtlichen besetzten Haus und dem bierverkrusteten Indie-Jungszimmer - und,
ja, Robert kennt zusätzlich dazu noch die Savoys und Hyatts des Landes. Und überhaupt spielt ja traditionell jeder zweite
scheiß-deutsche Film in zu großen Altbau-Lofts. Danke, von Garnier! Womit soll man Gary also noch kommen? Elektroschocks?
Nein, ich hab's, plärrt mir die Muse ins Ohr: Authentizitätshuberei, das ist genau das, was allen, die Gary über den Character
Robert Stadlober scheinbar schon kennen und ablehnen, so sehr abgeht. Gut! Könnt Ihr haben. Frei nach der Nummer "Spontaneität
muss gut geplant sein" sollte dann auch Authentizität perfekt inszeniert werden. Hungry
eyes In der
Nähe des Kölner Zoos wird mit Hilfe des Eigentümers seine konspirative Wohnung hergerichtet. Unverputzte Wände, Gary-Graffiti.
Die Zeichen stehen auf Improvisation. Badezimmertüren zu Tischen und Fast Food zu Nahrungsmitteln. Ist das echt genug? Gary
sind begeistert, das sieht man in ihren enttäuschten Gesichtchen. Just kiddin´. Das zu gestaltende Essen ist eine aus dem
Hut gezauberte Gemeinschaftsproduktion. Die Band wollte eigentlich arme Leute featuren mit Frikadellen, Pellkartoffeln, Löwensenf
und Reissdorfer Kölsch. Letztendlich erstellt werden dann, den Gegebenheiten folgend, wundervolle Hamburger und ein herrlicher
Salat. Stegreif-Theater, nichts liegt doch näher an Punk und deutschem Film. Nach dem
großen Hallo und dem ersten Kölsch kann die Post abgehen. Robert widmet sich - ganz der Teenie-Schwarm - einem halben Kilo
Hack. Österreichische Roots, das heißt eben auch Kompetenz in punkto Fleischpflanzerl. Frikadellen. Ganz charakteristisch
die fahrig zerkleinerten und daher anständig groß gebliebenen Zwiebelstücke. Für jene zeigt sich Schlagzeuger und Deutsch-Punk-Perle
Rasmus verantwortlich, der sich bewusst um die tränentreibende Aktion reißt. Den Salat bedient zuerst Kay. Der besteht aus
Kopfsalat, Salatgurke, grüner Paprika, zwei hartgekochten Eiern (25 Minuten), Mais, Käsestückchen von Patros, und Fertig-Sauce
Paprika-Kräuter, Knorr-Croutinos. "Viel zu
studentisch", maunzt Rasmus geringschätzig zu dem Werk. Doch dabei lächelt er beseelt. Wir umarmen uns. Dieser kleine Junge,
er liegt so gut in meinem Arm. Being Robert
Stadlober Irgendwann
sind die Frikadellen durchgebraten. Da für uns (den Hauseigentümer und mich) als Vegetarier nicht viel zu erwarten ist, haben
wir begonnen die Trauer über den Hunger und das Verdammtsein zum Salat mit Alkohol runterzuspülen. War es je anders? Keine
Ahnung. Da! Kay bastelt sich geschickt einen Hamburger. Robert lässt das bleiben. "Ich verweigere mich dieser Amerikanisierung.
Solche Frikadellen muss man so... genießen. Ohne das labbrige Brötchen drumrum." - "Sollen wir dazu vielleicht Slime hören?
Am besten 'Yankees Raus'?" - zu dumm, dass der Song dann nicht aufzutreiben ist. Stattdessen hören wir vornehmlich auf Wunsch
der Protagonisten Teenage Fanclub. Überhaupt: Musik gibt's ja auch noch. Gary können zufrieden sein mit ihrem gerade erscheinenden
Debüt "The Lonely Cnorve Machine" - und sind es auch. Lebendigstes Indietum mit soviel Liebe zu der Sache an sich. Erinnert
an eine etwas weniger defätistische Variante des einst ebenfalls großartigen Jonas-Erstlings. Als wir dann, um uns alle nur
noch weiter in Fahrt zu bringen, Garys zweite Single (Air- und Videoplay about to come) auflegen, "December Son", kommt zum
Titelstück noch mal diese geile Anekdote auf. Und zwar wie der erste Produzent (aus der Smashing-Pumpkins-Peripherie) die
extra in die USA gereiste Band mit dem schlimmsten Muckertum bedienen wollte und nachts heimlich die Gitarrenspuren neu einspielte.
"Wir haben uns das morgens dann angehört und ich dachte, igitt, wie klingt meine Gitarre plötzlich scheiße", sagt Robert.
Außer in Form dieses geigenlastigen Heulers "December Son" ist von jenen Aufnahmen auch nichts mehr übrig. Der Rest der Platte
entstand im Blubox-Studio unter den Fittichen Kurt Ebelhäuser. Soviel
Zufriedenheit und Essen macht satt. Die Band wischt sich ihre Schlafzimmermünder ab. Wir brechen. Auf. Aus Kochen mit, wird
Clubben mit. Was eigentlich eine andere Geschichte ist, aber - und das soll hier noch stehen - eine Ahnung verleiht, wie schwer
es sein muss, Robert Stadlober zu sein. Getuschel galore. Und auch die nächste Stufe wird leider erklommen: Aggressive Gesten
von dem gemeinen Volk. Hier glaubt noch der letzte Proll, er müsse ihm mal seine scheiß Meinung über seine Filme verkünden.
"Neidgesellschaft" ruft Wolfgang Joop aus dem Off - und eine unglückliche Journalistin macht sich noch unglücklicher, indem
sie Robert im Sixpack Demenz-nahe Vorhaltungen über sein Werk macht. Robert schreit sie ein bisschen an. Power-Rangers on
tour - aber all das hält die Aura unserer Hedo-Ausflugsgruppe locker aus. Gegen viel später ist alles zu Ende. Kochen mit
..., wenngleich am nächsten Tag für lange Zeit an Essen nicht mehr zu denken sein wird. Hamburger mit Austrian Fleischpflanzerl Zutaten: |Echt vs Gary| Echt Über Gary. Gary Über Echt. Über Echt. Robert Stadlober (Sänger, Gitarrist von Gary / Schauspieler): Also, ich find' Echt scheiße, weil ich die Musik scheiße
finde. Es sind sicher 100.000mal bessere Musiker als wir. Aber ich bin der Meinung, dass wir die besseren Songs schreiben,
die natürlich nie in der Art Erfolg haben werden wie die von Echt. Ich hab' deren neue Single gehört - und die finde ich immer
noch mies. [singt] Aber so was gefällt eben den Leuten - und es ist schon eine Kunst, Musik zu schreiben, die vielen gefällt. Über Gary. Kim Frank (Sänger von Echt): Oh Gott. Ganz schrecklich. Ich mag Musik nicht, wenn die Leute nicht Musik machen können. Kai Fischer (Gitarrist von Echt): Ich hab' sie bei "Rock Im Park" gesehen. Auf die Lieder konnte ich mich nicht so
konzentrieren. Weil das Konzert einfach nicht gut war. Aber was soll man persönlich gegen so Leute haben? Diss-Kultur Und Rezeption Ein wenig Diss-Kultur in Pop und starke Differenzen darüber, wie Songs klingen sollten, die man mit seiner Band raushaut.
Und doch fällt die Rezeption von den beiden Youngster-Acts überall ziemlich ähnlich aus. Robert Stadlober bringt sein authentisches Subkultur-Kapital in Filme adoleszenten emotionalen Overflows ein. Ihm
kann man den Punk, den er spielt (gerade wieder in "Engel Und Joe"), abnehmen, da er ihn offensiv auch im Persönlichen auslebt
- was neben glamourösen Suff-Appears bei beispielsweise Tomte-Konzerten auch durch die Existenz seiner eigenen Indie-Punk-Band
Gary deutlich wird. Das macht doch was her. Und Echt schienen ohnehin seit diversen Hits auf dem Sprung, um vom peinlichen Lieblingslied zu regulär abzufeiernden
Pop-Akteuren zu avancieren. "Du Trägst Keine Liebe In Dir", "Weinst Du" oder auch das würdevolle Cover von "Junimond" (auf
dem Soundtrack zum Stadlober-Classic-Streifen "Crazy") mussten offenbar viel zu viele viel zu lange immer noch mit Trash-Rechtfertigungen
flankieren beim Kaufen im Laden, beim Abspielen zu Hause. Da liegt augenscheinlich nichts näher, als beide Acts reinzuholen.
Ins Boot von irgendwie distinguiertem Pop-Verständnis. So voll und unüberschaubar es dort auch sein mag, drin waren sie bis
jetzt beide nicht, da noch ein reflexartiger Abgrenzungsgestus bisher zu ihren Ungunsten griff. Soll heißen, dass derart (medial) protegierte Bands und singende Jung-Schauspieler unter Fake-Verdacht stehen und
ihre Authentizität erst mal offen und ausdauernd beweisen müssen. In der Kritik scheint dieser An-Bord-Holungs-Prozess nun
bereits vollzogen zu sein. Die Betten wurden gerichtet. Der Jetzt-Schreiber Sebastian Wehlings droppt auf der Homepage des
Magazins die Aussage, Echt seien eine Spitzenband und Kim Frank sei der einzige deutsche Popstar. Unser Autor Thees Uhlmann
heißt die Band in der letzten Spex auch willkommen. Gary sogar schon ein paar Ausgaben zuvor. Sie seien "welche von uns". Affirmation ist Sex, wissen ja ohnehin die meisten. Also, willkommen bei "uns" - wer das auch immer sein mag. Allerdings
stellt sich Kerstin Grether in ihrer Rezension des neuen Echt-Albums, "Recorder", in dieser Ausgabe die Frage, ob der für
sie High-End-Musiker-Poser-Pop der neuen Echt-Platte nicht mittlerweile nur noch ein komisches Jungs-Gutfind-Ding ist - das
nur noch fälschlicherweise im Ruch von Junge-Mädchen-Fantum verortet ist. Also wohin denn jetzt mit alledem? Ein Blick in die intro.de-community weist das Thema, also die beiden Bands, als etwas aus, was bei uns (formerly known
as die Kriegsgeneration) heißes Eisen genannt wurde. Ein langer thread behandelt anhand von Thees'
Artikel die Fragen: wem gehört das alles, wer will die Jungs, und, vor allem, wer will sie nicht? Musik für junge Leute. Beide Bands besitzen durch ihre Unmittelbarkeit, mit der sie sich und ihre eigene Generation
repräsentieren, das, was früher im Rahmen der Dialektik Indie und Nicht-Indie eigentlich bei jeder Band - vor der großen Koalition
unter dem Begriff Pop - selbstverständlich war. Sie zwingen dich förmlich zu einer Position. Glaubst du an den letztlich entpolitisierten
Pop-Appeal und den Reiz von Stardom-Typen, oder glaubst du an die (symbolische) Möglichkeit, Pop als Produkt abzulehnen? Und
für Echtheit zu argumentieren (ohne klassische Indie-Strukturen zu meinen). Kim sagt: "Wir haben erst viel später entdeckt,
dass es strafbar ist, in der Bravo zu stehen." Beide Bands erzählen, wie beispielsweise HipHop-Kids sie bei Begegnungen mit vollmundiger Ablehnung penetrieren. Und
dass in solchen Cliquen der Distinktionsgewinn, Echt gedisst zu haben, tatsächlich eine Rolle für die eigene Identität der
Meckerer spielt. Diese Credibilität, die von den Musikmedien gerade aus vollen Händen an Stadlober und Echt für besondere
Leistung in Authentizität und Popsong verteilt wird, scheint in real noch längst nicht in dem Maße bewilligt zu sein. Mit welchen Vorurteilen habt ihr zu kämpfen? Rasmus Engler (Gary-Schlagzeuger): "Die Leute kommen an und sagen mir: 'Hallo, ihr seid aber reich.'" Robert Stadlober: "Oder: Ihr müsst eure Verstärker selbst tragen? Warum habt ihr denn keine Limousine?" Rasmus: "Das sind dann auch immer Leute, deren Jeanshemd mehr kostet als mein ganzer Kleiderschrank samt Inhalt. Schwierig,
denen das klarzumachen." Wie begegnet ihr dem? Robert: "Kommt auf den Alkoholpegel an. Ich hatte eine große Diskussion mit einem - und stand irgendwann auf dem Dach
von einem Auto und habe wie ein Wanderprediger alle angeschrien. Das war in Brilon. Das fand auch niemand mehr so toll. Aber
ich fand's gerade gut so. Danach waren wir noch im Kump und haben ordentlich getrunken. Da fanden uns die Leute dann auch
wieder gut. Als die gesehen haben, dass wir genausoviel Bier trinken können wie sie, hatten wir den Respekt gewonnen, den
wir vorher nicht hatten." Alkohol als Möglichkeit, Respekt zu etablieren. Smells like Bundeswehr-Glamour. Flo Sump (Echt-Schlagzeuger & -Songwriter): "Es ist schon sehr schwierig, vor allem bei Bekannten, nicht bei Freunden.
So ab dieser zweiten Schicht. Dass, wenn du wohin kommst, du erst mal durch so'n Test durch musst, eine Art Nettigkeits-TÜV.
"Ey, bist du eigentlich noch normal?" Diese Fragen nerven einfach irgendwann. Weil: du willst nicht wohin kommen und dich
erst mal rechtfertigen." Wirklich Reizfigur sein. Was auf den ersten Blick auf viele Pop-Oberflächen zutrifft, ist natürlich nur in den seltensten
Fällen von Substanz. Echt und Gary sind auf jeden Fall welche, eben weil sie neben/statt ihrer medialen Identität auch ihre
eigene etablieren wollen. Eine, die ihnen wirklich selbst gehört und entspricht. Und die Authentizität nicht nur als Pose
beschwört, sondern damit in echt dealt. Einen großen Reiz macht dabei natürlich der struggle aus, Öffentlichkeit lenken zu
wollen, um sich über die Prothese der eigenen Marke hinaus darstellen zu können. Ein großes Mysterium ist es allerdings nicht.
Wie das individuell bei den Bands funktioniert. Ist offensichtlich. Echt setzen auf klassisches Musiker-Sein. Kompetenz und ausgeklügelte Song-Strukturen, beseelte wie technisch astreine
Instrumentierung. Wobei ihr growing-in-public ja mit dem neuen Album genau auf den Punkt hinausläuft, dass man hier und heute
nun stolz sagen kann, erstmalig ohne jegliche Fremdeinwirkung (und im Abbey-Studio in England) sich selbst in Szene gesetzt
zu haben. Und diese selbstausgedachten Songs verwalten dabei keinen Mangel, sondern halten mit dem bisherigen Output problemlos
mit. Und mit "Wie Geht Es Dir So?" haben sie natürlich einen unheimlichen breaker am Start, der die eigene Versiertheit gut
demonstriert und mit seinem happy funky Big-Band-Slang nur die Böswilligsten an etwas wie das Muppet-Show-Thema gemahnen mag. Dass das nicht der Ansatz von Gary sein kann, steht außer Frage. Zu sehr ist der Erhalt des Plattenvertrags an die
Person Roberts gekoppelt gewesen (siehe Interview-Passagen im folgenden). Zu sehr steckt die Band musikalisch noch im Findungsprozess.
Gary halten insofern dagegen, dass sie durch Roberts Schauspieler-Karriere in noch entfremdeteren Zusammenhängen auftauchen
und dort ihr Punk- respektive Indietum auf das Funktionieren via ein paar O-Ton-Statements in Cinemaxx-TV clashen lassen.
So wurde ich persönlich zum ersten Mal auf Robert aufmerksam, als er in ebenjenem Format völlig überraschend Bandnamen wie
Lemonheads und Get Up Kids droppte. Danach hatte in der Nummer wirklich keiner gefragt. Aber er teilte das trotzdem aus. I'm
no fake. Robert: "Das ist
keine bestimmte Herangehensweise. Ich habe da nie drüber nachgedacht. Was anderes, als das erzählen, kann ich nicht. Ich möchte
in Interviews nicht anders sein müssen, als ich bin. Wir haben dabei ja schon den Sport, in den kürzesten Interviews immer
noch die meisten Bandnamen unterzubringen." Kontrolle zurückbekommen. Benutzen, was dich benutzt. Gary. Meet The Feebles I "Ich hatte letzte Woche eine Gehirnerschütterung und sollte eigentlich schlafen. Zwei Wochen lang im Bett liegen.
Ich habe es genau vier Stunden ausgehalten, und jetzt geht es mir wieder gut." So begrüßt uns Robert Stadlober. Er ist oft
in den teuersten Hotels, jetzt aber gerade im Blubox-Studio. Dieses liegt in Troisdorf, in der Nähe von Köln, wirkt trostlos,
mehr Industriegebiet als Stadt. Die Imbissstuben sind okay heruntergekommen und von Alkoholikern mit roten Nasen bevölkert.
Kein schöner Ort, kein Glamour, gar nichts. Das Blubox-Studio selbst ist freundlich versifft, Aschenbecher, Bierdosen, Proberaum-Atmo. Auf dem Sofa mit den Brandflecken
schläft der Schauspieler Robert Stadlober. Hier im Blubox nimmt er gerade mit dem Produzenten Kurt Ebelshäuser (Musiker bei
Scumbucket und Blackmail) das Debütalbum der Band Gary auf. Das belegt den Willen zum - Achtung, schon wieder dieses Wort
- authentischen gitarrenlastigen Sound, gefälliger Chartrock wurde schon bei der Studio-Wahl von der Optionsliste radiert. Gary - das sind zur Zeit nur noch Robert und der Schlagzeuger Rasmus Engler. Der Bassist David Winter, ehemals "bester
Freund" von Robert, ist draußen. So etwas, so eine Situation, ist bei den meisten jungen Bands völlig normal. Bis eine Band
sich und ihren Sound findet, kann viel passieren, können Freundschaften zerbrechen und wieder entstehen, entdeckt einer, dass
er keine Lust zum Proben hat oder dass der Schlagzeuger doch der bessere Sänger ist. Nur normalerweise hat die Band zu diesem
Zeitpunkt eben noch keinen Plattenvertrag beim Major, noch keine Single in der VIVA-Rotation und keinen Vorschuss, den sie
bei einem unglücklichen Ausflug nach Chicago "verbrennen" kann. Es ist schwer zu sagen, ob es für Gary - eine Indieband, deren Protagonisten jede B-Seite der letzten Built-To-Spill-Importsingles
mitsingen können - zu diesem Zeitpunkt so gut ist, schon so im Mittelpunkt des Interesses der Medien zu stehen. Ob das nicht
alles viel zu früh, viel zu schnell kommt. Gary wissen, dass sie ihren Majordeal nie bekommen hätten, wenn der Sänger der
Band kein anerkannter Schauspieler und vor allem kein Mädchenschwarm wäre: "Die reden uns in die Musik nicht rein. Die haben
keine Ahnung, was wir hier aufnehmen. Alles, was die kennen, ist die Single. Wir könnten hier den brachialsten Death Metal
machen, und das müssten die dann nehmen. Denen ist die Musik eigentlich komplett egal. Unser A&R ist eigentlich House-DJ.
Die Sachen, die er sonst signt, sind deutscher Soul und HipHop." Robert Stadlober himself ist hübsch. Er hat schöne Hände, ist dünn, sieht verletzlich aus. Er wirkt extrovertiert
und impulsiv, dann aber auch wieder total schüchtern. Wenn er aus seinem Leben erzählt, klingt das oft nach Piratengeschichte. "Ich habe immer geklaut wie ein Bescheuerter. Ich habe lange Zeit mit Leuten aus meiner Schule den Woolworth leer
geräumt. Auch so Sachen, die wir gar nicht brauchten, die haben wir draußen den Bettlerkindern geschenkt." Du bist auch ganz früh zu Hause ausgezogen. Wie war das dann? "Es war chaotisch. Alkoholisch. Ich hatte immer stinkende Punker bei mir, manchmal fünfzehn Leute, die dann bis zu
zwei Wochen lang bei mir geschlafen haben. Leute, die ich von der Straße kannte, habe ich einfach mit zu mir nach Hause genommen.
Leute aus Bauwagenplätzen. Irgendwann hat das gereicht, weil Idioten begonnen hatten, Sachen von mir zu klauen. Die Wohnung,
das waren auch nur anderthalb Zimmer. Da war eigentlich nicht mal Platz für einen zweiten Punker, aber es waren fünfzehn da.
Die haben auch in dem Raum, wo meine Dreckwäsche war, geschlafen. Ich hatte sogar mal Sex in diesem Zimmer, während ein Punker
da geschlafen hat. Ich kam mit meiner Freundin nach Hause und hatte vergessen, dass der da lag, angezogen, mit Springerstiefeln.
Und dann haben wir es auf den stinkenden dreckigen Klamotten gemacht." Robert will nicht auf "das Mädchenschwarm-Ding" reduziert werden: "Ich habe die Schauspielerei nicht im Lotto gewonnen,
ich spiele nicht in einer Soap, sondern bin einer der ernst zu nehmenden Schauspieler in Deutschland. Und ich mache auch nur
Sachen, die ich machen will." Du hast das alles sehr jung erlebt, das Bekanntwerden ... "Ich bin noch total jung." Fühlst du dich manchmal auch zu jung und denkst, das überfordert dich alles? "Das hätte mich auch überfordert, wenn ich älter gewesen wäre. Das überfordert mich jeden Tag. Es macht keinen Spaß,
wenn man auf ein Konzert geht und immer jemanden an der Backe hat, der einem ins Ohr labern will, was er von einem hält. Es
nervt, dass alle Leute, die mal einen Film von mir gesehen haben, meinen, mir Ratschläge geben zu müssen. Fünfzehnjährige,
die mir sagen: 'Robert, du musst nur du selbst sein.'" Wie ist das, so herumgereicht zu werden? Auf Partys. Als der junge Schauspieler, der jetzt auch noch eine Band hat. "Wie es ist? Doof ist es. Ich war nie wirklich gut in Kommunikation und habe mich nie gut in Gruppen eingefügt. Das
ist jetzt noch schlimmer geworden. Ich habe ja nicht den Beruf Prominenter gewählt - ich will Schauspieler sein und will Musik
machen. Ich versuche einfach, trotzdem mein normales Leben zu leben, ich möchte mich nicht in einem Promiclub verschanzen.
Ich möchte ganz normal in Hamburg von Laden zu Laden ziehen und besoffen auf der Straße umkippen können. Ohne dass sich jeder
das Maul darüber zerreißt. Manchmal finde ich es aber auch geil, gehasst zu werden. Es ist geil, im Internet zu lesen: 'Robert
ist der schlechteste Schauspieler der Welt.' Weil ich für mich selbst beschlossen habe, dass es genau andersherum ist." Man kann in diesen drei Stunden, die wir mit Robert und Rasmus verbringen, in denen wir mit ihnen Bier trinken, ihre
Aufnahmen anhören und über Roberts Gürtel und Rasmus' Fanzine sprechen, jemanden nicht wirklich kennenlernen. Man kann aber
versuchen, zu verstehen, wie sich einer fühlt, der mit neunzehn Jahren nicht mehr ungestört durch eine deutsche Fußgängerzone
laufen kann. Der eine große Schere entdeckt zwischen dem, wie er sich sieht, und dem, wie eine Öffentlichkeit ihn sieht. Der
sagt: "Ich möchte in Interviews nicht anders sein müssen, als ich bin." Oder: "Wenn ich ein Interview von mir lesen würde,
ohne mich zu kennen, würde ich denken: 'Was ist denn das für ein Vollidiot?'" Echt. Meet The Feebles II Und dann mal sehen, wieviel Spaß es wirklich macht, Echt zu sein. "Unsere Jungs", wie Thees sie nennt. Die fünf Flensburger
sind während der Popkomm anzutreffen auf der Dachterasse des Savoy-Hotels beim Frühstück. À la möchte-wissen-was-arme-Leute-um-die-Zeit-gerade-machen.
Gehört dazu, und partieller Luxus funktioniert ohnehin höchstens noch in der Wagenburg als irgendein Ausschlussargument. Echt
bleiben dabei. Entgegen dem fürstlichen Zeitaufkommen, das wir durch die Selbstorganisation des Troisdorf-Tripps für Gary
rausgeschlagen hatten, findet das zweite Gespräch lediglich im Rahmen eines Interview-Vormittags statt. Weniger Bonus-Kennenlernen
- dafür mehr auf den Punkt gebrachtes Fragen'n'Antworten. Echt wirken noch sehr jung, sind aber - in angenehmster Art - natürlich
Profis in dem Spiel. Motiviert und in time erzählen sie ihre neue Platte und in aller Reflektiertheit ihren geilen Status
zwischen walk-of-fame und omnipräsenten Fallstricken. Inwieweit könnt ihr euer Image bzw. das, was auf euch projiziert wird, kontrollieren? Will man das überhaupt? Flo: "Irgendwie haben wir da diverse Stationen durchlaufen. Anfänglich gab es eine Zeit, in der wir uns über alles
geärgert haben, was über uns zu lesen war. Uns schlecht repräsentiert gefühlt haben. Dann haben wir sehr viel Kraft darauf
verwendet, alles zu tun, um dagegenzuhalten. Um die Sache richtigzustellen. Wirklich verändert hat es aber nie was. Wir suchen
uns halt aus, mit wem wir was machen. Es ist nicht mehr so, dass wir den unbedingten Willen haben, den Leuten zu zeigen, wer
wir wirklich sind, wenn es denen nicht von selbst offenbar wird. Und es gibt auch viele Leute, die in Interviews gleich auf
Konfrontationskurs mit uns gehen, das wird dann gleich unentspannt." Kim: "Allein die Tatsache, dass wir jung sind, dass wir auf einer Bühne stehen, dass ganz viele Mädchen uns gut finden,
erfüllt den Tatbestand, dass wir drogenabhängig, arrogant und blablabla sind. Und das macht es schon unmöglich, dass man uns
überhaupt sehen kann. Dass man überhaupt das nehmen kann, was wir anbieten." Diese letzten Sätze erinnern an einen großen Mythos in Pop. Genau, Take That. Deren Weg von der Bestie der Kleine-Mädchen-Träume hin zu
Pop hat in seiner attraktiven Form einst viele ganz schön überrascht - und spuckte mit Robbie Williams ja das Ding überhaupt
aus. Das hatte man nicht erwartet. Bei Echt hingegen kann man es sich mittlerweile ganz gut vorstellen, dass es zu solchen
Höhen kommen mag. Schließlich zeigten die Jungs auch, was sie so haben, als sie nackt die Reeperbahn runterrannten in einem
Video. Let me see you stripped down to the bone. Nicht nur für Robbie ist Arsch rausstrecken bis hin zur selbstverletzenden Nacktheit ("Rock DJ") ein wichtiges Thema.
Selbst, darstellen. Und ihr verweigert euch aber auch bewusst einigen Medien? Flo: "Nein, so sollte das nicht rüberkommen. Generell verweigern wir uns eigentlich keinem. Wir haben wohl wirklich
jedem seine Chance gegeben. Es gab so Sachen, dass ich mit Kim in einem Hotel geschlafen habe und am nächsten Morgen so eine
RTL-Tante vor der Tür stand. Und bis zum Interview selbst, bis Kim in seinem Sessel saß, war abgemacht worden, über manche
Sachen, über derzeitig Breitgetretenes [meint die mittlerweile beendete Liaison zwischen Kim und Enie Van De Meiklokjes von
VIVA] nicht zu reden. Und in dem Moment, als die Kamera lief, haben die auf all das geschissen, was sie uns zugesichert hatten,
und gleich damit angefangen. Dem begegnen wir so, dass wir aufstehen und gehen." Ist es richtig zu sagen, dass sich eure Entwicklung von einer fremdbestimmten Position hin zu einer Subjekt-Position
vollzogen hat? Flo: "Es war nie so, dass man uns etwas aufgedrängt hat. Aber es kamen in der Tat Sachen von außen, zu denen wir dann
ja oder nein gesagt haben. Also haben wir auch Dingen zugestimmt, die nicht von uns kamen, weil wir eben dachten, das ist
gut für uns. Aber es ging ganz schnell los, dass die Motivation da war, alles selbst in der Hand zu haben. Erst ist alles
ein großer Spaß. Aber dann merkt man, was einem selbst gut und was einem an der ganzen Sache nicht gefällt." Kim: "Wir waren anfänglich schon sehr kompromissbereit." Kai: "Und hatten für einige Dinge nicht so ein Bewusstsein." Kim: "Ich weiß aber nicht, ob man unsere Entwicklung jetzt immer so hinstellen muss, dass wir erwachsener oder ernster
geworden sind. Auch wenn es als Kompliment gemeint ist. Ich würde sagen, wir haben uns verändert, und man konnte uns dabei
zugucken."
|The Lonely Cnorve Machine| Text von Katrin Schumacher, www.t-online.de |So sind Gary| (Thees Uhlmann) |
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|Gary, noch mit David
Winter, 2001| |Gary|
|Gary- Neue
Single "December Son" erscheint im Januar| ___________________________________________________________ |Jungs spielen Rock|
|Robert Stadlober singt
für Gary| |Interview von Radio Eins Live, 12.06.2001|
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Hallo Deutschland, 28.06.2001
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